Jahrgänge spielen in der Welt des Weines eine besondere Rolle. Viele Winzer arbeiten in Weinberg und Keller stets mit jenem Lesegut, welches ein und demselben Jahr entstammt. So entstehen Weine, auf deren Flasche nicht nur der Name des Winzers, des Guts und des Tropfens stehen, sondern auch der Jahrgang. Was aber bedeutet der Begriff Jahrgangswechsel?
Inhaltsverzeichnis
Jahrgänge: Qualität und Charakter im Wandel der Zeit
Das Terroir von dem viele Kenner und Winzer immer wieder sprechen, besteht aus vielen einzelnen Details. Hierzu gehören Dinge, die sich nicht von Jahrgang zu Jahrgang verändern und solche, die einem Wandel unterliegen. Nicht veränderlich sind meist:
- Bodentyp
- Lage der Weinberge
- Philosophie des Weinguts
- Hauseigene Methoden in Weinberg und Keller
Und wenngleich das Klima in Weinregionen in der Regel den Erfahrungswerten der Jahrzehnte entspricht, sind schwankende Einflüsse durchaus normal. So entwickelt das Lesegut an den Rebstöcken in einem besonders heißen sowie trockenen Jahr einen anderen Charakter als in einem Jahr mit einer nennenswerten Anzahl an Niederschlägen.
Nicht nur für Winzer, sondern auch für Genießer lohnt sich ein Blick auf den Jahrgang daher. Die Jahreszahl verrät nicht selten, ob ein Wein ein für seine Heimat außergewöhnliches Profil bietet. Bei Jahrgängen mit besonders vorteilhaftem Klima sind die in diesem Jahr gekelterten Tropfen oft kostspielige Sammlerstücke.
Jahrgangswechsel: Wenn sich die Lager leeren
Der Begriff Jahrgangswechsel beschreibt den Zeitpunkt, an dem der Wein eines Jahrgangs seinen jeweiligen Vorgänger ablöst. Wie schnell dieser Wechsel kommt, hängt hiervon ab:
- Produzierten Menge
- Verstrichenen Zeit
- Methoden im Keller und Weingut
- Rebsorte
So kommt es vor allem bei jungen Weißweinen und Rosés ohne lange Reife durchaus vor, dass der Wechsel schnell abläuft. Binnen eines Jahres erhalten Kunden dann den Nachfolger. Die Option, dass Genießer mehrere Jahrgänge parallel auf dem Markt finden, besteht selbstverständlich ebenfalls.
Rotwein: Der Wechsel kommt bisweilen später
Bei Rotweinen ist der Jahrgangswechsel oft ein komplexerer Vorgang. Dies gilt besonders dann, wenn Winzer ihn im Keller zusätzlich reifen und einige Jahre lang in Holz oder auf der Flasche lagern. Ähnliches gilt für Schaumweine mit längerer Lagerzeit.
Ein weiterer Aspekt bei Jahrgangswechseln ist, dass Winzer manche Weine nicht jedes Jahr vinifizieren. Es gibt weltweit einige Genussmomente, die lediglich in herausragenden Jahrgängen mit besonders vorteilhaftem Klima entstehen. Entsprechend lang ist dann die Wartezeit auf den neuen Wein.
Wann liegt der neue Jahrgang bereit?
Wie zeitig im Jahr der Wechsel geschieht, hängt davon ab, welche Phasen der Wein bis zur Lieferung an den Handel durchläuft. Junge Weine ohne Reifung, welche direkt nach der Vinifikation auf die Flasche gelangen, gehören zu den ersten Weinen beim Jahrgangswechsel. Der neue Jahrgang kommt dann oftmals schon zwischen März und Mai in die Regale. Bei Rotweinen dauert der Wechsel im Regelfall länger. Sie kommen meist erst im September oder Oktober auf den Markt.
Cuvées und sortenreine Weine: Spürbare Zeichen eines Jahrgangswechsels
Rebsorten spiegeln das Terroir ihrer Heimat bei guter Pflege sehr authentisch. Daher kommen die Unterschiede zwischen Jahrgängen bei reinsortigen Weinen oft recht deutlich zum Vorschein. Dies ist keinesfalls zum Nachteil der Winzer, sondern ermöglicht facettenreiche Portfolios und hält die Arbeit im Keller von Jahr zu Jahr abwechslungsreich.
Bei Cuvées spüren Genießer den Jahrgangswechsel meist weniger deutlich. Das liegt daran, dass Winzer durch die geschickte Vermählung bestimmter Rebsorten für ein gleichbleibendes Profil sorgen. Dieses verändert sich im Zuge der natürlichen Schwankungen zwar ebenfalls leicht, oft allerdings steuern Winzer dann einer zu starken Abweichung entgegen. Dies beispielsweise, indem sie die Anteile der Rebsorten in der Cuvée anpassen.
Fazit: Jahrgangswechsel sind eine spannende Pflicht
Letztlich also beeinflussen Jahrgangswechsel die Welt der Weine auf besondere Weise. Dank ihnen schweifen die Gedanken bei einem Glas Wein stets auch in Richtung jener Regionen, welche diesen Genuss von Jahr zu Jahr neu prägen.
Jahrgangswechsel zeigen auch, dass sich die Natur weiterentwickelt und dabei auch den Wein verändert. Zeitgleich eignen sie sich bestens dazu, direkte Vergleiche zu ziehen, nostalgisch Rückschau zu halten und den Zauber des Neuanfangs zu spüren. Sicherlich bleibt all das auch in Zukunft Teil dieser besonderen Kultur.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.