Jetzt ist es noch zu kalt, um an reife Beeren zu denken. Dennoch legen Winzer schon zu Beginn des Jahres wichtige Grundsteine für ihren Erfolg.

Das Weinjahr aus Sicht des Winzers: Januar

Rund 52 Wochen und 365 Tage zählt ein Jahr üblicherweise. Genügend Zeit also für Winzer, sich ihrem Gut und seinen Tropfen hingebungsvoll zu widmen. Im Verlauf eines Jahres jedoch sind die Aufgaben nicht immer gleich verteilt. Das zeigt sich auch im Januar. Jetzt ist es noch zu kalt, um an reife Beeren zu denken. Dennoch legen Winzer schon zu Beginn des Jahres wichtige Grundsteine für ihren Erfolg.
 

Januar: Monat des Rebschnitts

Winzerjahr Januar 1 | Silkes Weinblatt

Frostige Temperaturen, Eis und Schnee bestimmen das Klima im Januar. An den Rebstöcken zeigen sich weder Blätter noch Beeren, die Farben Braun und Grau herrschen vor. Dass hier schon bald sehr viel mehr Leben Einzug halten wird, scheint unvorstellbar. Für den Winzer aber ist der Blick in die grüne und lebendige Zukunft entscheidend. Er lässt seinen Rebstöcken nämlich im Januar einen umfangreichen Schnitt angedeihen.

Der Rebschnitt, der schon im ersten Monat eines jeden Jahres durchgeführt wird, könnte wichtiger kaum sein. Da die Gewächse im kalten Winter ruhen und ihren Pflanzensaft tief hinunter in das Wurzelwerk gezogen haben, halten sie den Beschnitt gut aus. Und auch wenn Winzer nicht zaghaft vorgehen müssen, ist ein kluger Plan das A und O.

So sorgt der Rebschnitt je nach Art und Gestaltung dafür, dass der Rebstock im Frühjahr kräftig austreiben und später im Jahr gesundes Lesegut tragen kann. Auch die Menge des Lesegutes lässt sich mit dem Beschnitt steuern. Ertragsregulierung – wie der Winzer das in der Fachsprache nennt – ist unverzichtbar, wenn es um hochwertige Aromen und reiche Farbe geht. Denn trägt ein Rebstock später im Herbst zu viele Trauben, reichert sich in jeder einzelnen sehr viel weniger von all dem an, was einen Wein zum Genuss macht.

Rebstöcke sind einzigartig

Der geneigte Betrachter könnte nun meinen, mit dem Rebschnitt habe ein Winzer nur wenig Arbeit. Schließlich müssen lediglich die Triebe gekürzt werden. Der Winzer aber muss sich nicht nur warm anziehen, sondern auch viele Stunden im Weinberg verbringen, um jeden einzelnen Rebstock genau unter die Lupe zu nehmen.

Wie ein Gewächs sich präsentiert, welcher Rebsorte es angehört und was der Winzer von ihm erwartet, sind Aspekte, die bei der Planung und Durchführung des Rebschnitts berücksichtigt werden müssen. Kein Rebstock also wird genau wie sein Nachbar behandelt – und der Winzer muss sich immer wieder neu überlegen, wo er seine Schere ansetzt. Das grundsätzliche Prozedere ähnelt sich jedoch: Triebe, die mit dem Draht verbunden sind, werden bis ganz in die Nähe des Stamms abgeschnitten. An der Rute bleiben dann wenige Augen übrig, aus denen sich dann etwas später neue Triebe entwickeln.
 

Weg mit dem Holz?

Winzerjahr Januar 2 | Silkes Weinblatt

Es liegt auf der Hand, dass im Zuge des Rebschnitts viel Holz anfällt. Bei großen Weinbergen lassen sich diese Mengen kaum von Hand entfernen. Noch vor einigen Jahren jedoch galt der Verschnitt als Risiko für die Gesundheit des Weinbergs und seiner Gewächse. Nach dem Schnitt mussten sich Winzer daher viele Stunden lang mit dem Abtransport beschäftigen und zündeten große Feuer an, um die abgetrennten Triebe verschwinden zu lassen.

Heute aber ist dieses Vorgehen nicht mehr üblich und Winzer lassen die abgetrennten Ruten im Weinberg liegen. Sie schützen nicht nur vor späten Bodenfrösten, sondern fungieren außerdem als sinnvoller und natürlicher Dünger.

Dank des Verzichts auf aufwändige Abtransporte bleibt dem Winzer im Januar dann noch genügend Zeit, sich mit der Sauberkeit seiner Kellerräume, der Kundenpflege und weiteren administrativen Aufgaben zu befassen. Spätestens mit dem beginnenden Frühjahr nämlich werden geruhsame Tage im Büro oder Keller nicht mehr möglich sein. Dann hat das Weinjahr den Winzer fest im Griff und es gilt, die im Januar geschaffenen Voraussetzungen bestmöglich zu nutzen.

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