Buch und Rotweinglas für Kaminfeuer

Die Bibel, der Glaube und der Wein

Im christlichen Glauben spielt der Wein an vielen Punkten eine bedeutende Rolle. Als Bestandteil von Metaphern zu christlichen Werten, in bis heute von der Kirche aufrechterhaltenen Zeremonien und auch als Symbol an sich ist er beinahe allgegenwärtig. Ein Einblick in die Zusammenhänge zwischen Wein und Glaube lohnt sich aus diesem Grund besonders, denn es gibt viel zu entdecken.

Woher kommt die starke Verbindung zwischen Wein und Glaube?

Die Bibel, welche für Christen Grundlage ihres Glaubens und Quelle für Inspiration, Bildung sowie Lebensratschläge sind, offenbart an einigen Stellen einen klaren Bezug zu Wein, Weinbau und Rebe. Der Weinkelch als zentrales Symbol – etwa beim Abendmahl oder der Eucharistiefeier – ist aus dem christlichen Glauben und dessen praktischer Umsetzung nicht wegzudenken. Dass der Wein in spiritueller Hinsicht so bedeutungsschwer ist, ist folglich ein schwer zu ignorierender Fakt. Doch warum er es ist, bleibt bislang unklar. Selbst Theologen und Historiker sind sich nicht vollends sicher, wieso ausgerechnet der Wein zu einem so zentralen Symbol wurde.

Sehr wahrscheinlich ist jedoch die Tatsache, dass Wein schon früh in der Menschheitsgeschichte eine Rolle spielte, ein wichtiges Detail auf dem Weg zur Antwort. Die berauschenden Effekte des Alkohols sahen Menschen mitunter als Mittel, um spirituelle Kräfte für sich erfahrbar zu machen. Wein gilt schon seit der Antike als Bindeglied zwischen den Menschen und dem Göttlichen. Auch der Prophet Jesaja sprach von einem großen Festgelage mit gutem Wein zur Endzeit der Menschheit.

Wissenswert: Sichtbar ist die starke Verbindung zwischen Bibel, Glaube und Wein beispielsweise in Sachsen-Anhalt. Hier, nahe des Naumburger Stadtteils Großjena, finden sich große steinerne Bildnisse, die Bibelszenen zeigen. Dieses steinerne Bilderbuch liegt mitten in einem Weinberg und ist daher ein starkes Symbol dafür, dass Glaube und Wein zusammengehören.

Stein-Statue trinkt aus Steinkelch

Der Wein spielt in der Bibel häufig eine wichtige Rolle

Wenngleich der Wein zu Zeiten der Antike bereits ein zentraler Bestandteil des alltäglichen Lebens, der philosophischen Gedanken und des Glaubens an Götter war, verstärkte sich dies in der Bibel noch einmal. Bibelforscher sprechen davon, dass Wein in der Bibel an weitaus mehr Stellen vorkommt, als dies etwa in Homers Ilias der Fall ist. Dabei trug der Wein in der Bibel viele verschiedene Namen wie Ásis, Mimsák, Chemer, Tirósh oder auch Yáyin.

Auch gegen das Bier setzte sich der Wein durch, wenngleich Mönche in Klöstern häufig brauten. Eine Erklärung für die Überlegenheit des Weins liefert Martin Luther, der Bier als Menschenwerk beschrieb, Wein aber als Werk Gottes bezeichnete. Dass Wein im Rahmen der Lebensgeschichte Jesu Christi am Schluss das Symbol für dessen Blut ist, unterstreicht dies und zugleich auch die Bedeutsamkeit des Weins im Christentum bis heute.

Gleichnisse und Metaphern mit Bezug zu Wein

Wer etwas tiefer in die Bibel eintaucht, findet den Wein als Symbol und als Teil von Geschichten an vielen Stellen. Schon im Buch Deuteronomium, in dem zahlreiche Gesetze sowie Reden festgehalten sind, zeigt sich die besondere Stellung des Weins und auch der Weinbauern in der israelitischen Gemeinschaft. So gab es beispielsweise keine Kriegsdienst-Pflicht für junge Winzer bis zur ersten Lese in ihren Weinbergen. Die Priorität des Weines gegenüber eines Soldaten in der Schlacht wurde hier deutlich.

Auch regelten frühe Texte weitere Aspekte rund um Weinberge und Weinbau. Verboten war zum Beispiel auch das Stehlen von Weintrauben aus einem fremden Weinberg, während das Essen der Trauben vor Ort gestattet war. Für Winzer galt ein Verbot der Nachlese. Trauben, die nach der Lese im Weinberg verblieben, sah das Gesetz als Nahrungsquelle für arme und hungrige Menschen vor.

In einer der berühmtesten Bibelgeschichten, die Eltern bereits kleinen Kindern erzählen, ist der Wein ebenfalls symbolträchtig. Als Noahs Arche nach vielen Jahren auf See den Berg Ararat erreicht und alle Tiere freilässt, beobachtet er eine Ziege beim Naschen von Weinbeeren. Dieser Moment veranlasst ihn dazu, Weinbauer zu werden. Wer bereits einmal von der „Weinbeergeiß“ gehört hat, weiß nun, woher dieser Brauch zu Erntedank stammt.

Die Tatsache, dass Jesus sich im Neuen Testament als Weinstock und seinen Vater als Weingärtner bezeichnet, beweist erneut, wie wichtig der Wein als Symbol für den christlichen Glauben ist. In einem Gleichnis, in dem Menschen und Weinstöcke miteinander verglichen werden, unterstreicht die Bibel, wie wichtig es ist, dass der Mensch nur gemeinsam mit seinem Gott und mit Jesus Frucht bringen kann.

Diejenigen Reben, die Frucht bringen, werden entsprechend behandelt und gepflegt (gereinigt), damit sie mehr Frucht bringen. Dann wird das gleichnishafte Bild explizit auf die Jünger ausgeweitet, die aufgefordert werden, in Christus zu bleiben und dort Frucht zu bringen. Genauso wie eine einzelne Rebe nicht in der Lage ist, aus sich heraus Frucht zu bringen, genauso sind die Jünger nicht in der Lage, aus sich heraus Frucht zu bringen. Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“ (2Kor 3,5)

Steintor zwischen Reben

Bis heute sind die Weinheiligen für viele Winzer bedeutend

Da vor allem Mönche und Klöster den Wein im frühen Europa verbreiteten, trugen sie auch die christlichen Geschichten und ihren Glauben in die Weintraditionen vor Ort. Die Bibel als Basis für viele Weingeschichten, der Wein als Symbol für Lebenskraft und Jesu Blut sowie die zahlreichen Metaphern rund um den Weinbau sind daher fest verwoben mit der Weinkultur.

Interessant ist hier auch der Umstand, dass es eine recht große Anzahl sogenannter Weinheiliger gibt, die in verschiedenen Regionen als Schutzpatron für Weinbauern, Weinberge und Reben gelten. Die meisten der Weinheiligen starben als Märtyrer und erfuhren später die Heilig- oder Seligsprechung durch die Kirche. Zu ihnen gehören unter anderem Bonifatius, Johannes der Täufer, Mamertus, Sophie sowie Urban. Nicht selten sind die Weinheiligen mit dem Vegetationszyklus der Reben oder Wetterphänomenen verknüpft. Ein wunderbares Beispiel hierfür sind die Eisheiligen, bei denen jeder Tag den Namen eines Heiligen trägt.

Fazit: Der Wein, die Bibel und der Glaube bilden häufig eine Einheit

Fest steht schon nach einem kurzen Blick, dass sich der Glaube und der Wein an vielen Punkten berühren oder gar überschneiden. Selbstverständlich macht das nicht jeder Wein zu einem Genuss ausschließlich für gläubige Menschen, denn in der heutigen Welt ist die Weinkultur meist losgelöst von Glaube oder Kirche. Eine Reise in die Welt der christlichen Metaphern aber lohnt sich in jedem Fall, denn hier ist häufig auch von zentralen zwischenmenschlichen Werten, welche auch für Atheisten und Agnostiker relevant sind, die Rede.

Datenschutz-Einstellung
Mehr Beiträge
Weine mit Lagerpotenzial brauchen für gewöhnlich etwas Zeit, um sich entwickeln zu können. Wohin aber mit ihnen, wenn es keinen hauseigenen Weinkeller gibt?
Weinlagerung – es muss nicht immer ein Weinkeller sein