Knapp 20.000 Hektar stehen in Friaul-Julisch Venetien unter Reben. Die Region liegt gut geschützt zwischen der mediterranen sowie der alpinen Welt und macht sich die Vorteile beider zunutze. Wer schon einmal vor Ort war, kennt die urigen Einwohner der oft nur kurz „Friaul“ genannten Gegend, in der es mehr als nur einen Dialekt zu geben scheint. Die Winzer der Region werden zum Glück in aller Welt verstanden und zeigen, dass ihre Heimat zu den besten Weißwein-Gebieten Italiens zählt.
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Die Geschichte des Weinbaus in Friaul-Julisch Venetien
Oft sind es Traubenkerne, die sich bei der Suche nach Spuren früher Weinbautätigkeit offenbaren. Auch in Friaul-Julisch Venetien zeugte der Fund kleiner Traubenkerne unter Schwemmsand von einer mehr als 3.000 Jahre alten Wein-Historie, die bis in die Bronzezeit zurückreicht.
Rund um das heutige Triest hatten es Winzer nicht immer leicht. Die geografische Lage des Friaul sorgte während der Weltkriege mehr als nur einmal für erbitterte Schlachten auf einem Boden, dessen Zweck eigentlich der Anbau potenzialreicher Rebstöcke hätte sein sollen. Dass zuvor auch die Reblaus große Schäden angerichtet und vor allem autochthone Sorten bedroht hatte, macht umso deutlicher, wie wechselvoll die Geschichte dieser Region über Jahrzehnte war.
Ab den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts ging es für Friaul-Julisch Venetien steil bergauf. Aus der einstigen Rotweinregion mit Affinität zum Merlot entwickelte sich binnen zwanzig Jahren dank der neuen Gärung in Stahltanks eine Weißweinkultur, die bis heute begeistert. Die Achtzigerjahre brachten schließlich eine Nachfrage mit sich, welche der Region zügig Ansehen und finanzielle Mitteln brachte.
Als sich das Interesse der Genießer jedoch änderte, bedeutete das einen erneuten Wandel und herben Abschwung. Plötzlich verlangten Weinliebhaber nach roten Tropfen aus der Toskana, internationalem Trendwein und bezahlbaren Preisen. Ein Problem – denn Friaul-Julisch Venetien konnte nur klassische Weißweine ohne Trend-Ruf bieten, die darüber hinaus nicht besonders günstig waren. Schnell überflügelte der preiswertere Pinot Grigio seine Konkurrenten.
Wer aber glaubt, die Winzer der Region hätten sich von einer solchen Trendwende entmutigen lassen, irrt. Sie hatten gespart für einen solchen Moment und konnten nun jene Gelder in Innovation, Technik und Weinbergspflege investieren, die der Markt während des Booms der Achtziger in die Kassen des Friaul gespült hatte. Die Vision, erstklassige Weißweine mit klarer Fruchtbetonung zu produzieren und den trockenen Tropfen aus Frankreich entgegenzutreten, wurde mit Eifer verfolgt.
Am Beispiel des Friaul zeigt sich, dass mühevolle Investitionen im wahrsten Sinne des Wortes Früchte tragen. Modernste Technik in den Kellern, die Möglichkeit zur gekühlten Gärung und starker Innovationswille brachten den Aufschwung. Heute ist Friaul-Julisch Venetien das Aushängeschild für großartigen italienischen Weißwein.
Klima und Rebsorten: Hier gedeihen Reben gut
Wind, der aus dem Norden in Richtung Friaul-Julisch Venetien bläst, wird von den Julischen Alpen abgehalten. Diese natürliche Schutzbarriere hält die Weinberge auch dann frostfrei, wenn anderenorts vor Spätfrost gewarnt wird. Diesen Effekt verstärkt warme Luft, die von der venezianischen Lagune aus in die Region gelangt und die Luftfeuchtigkeit in niederschlagsreicheren Zeiten verringert.
Im Boden der Region finden sich verschiedenste Gesteinsarten, die ihm Durchlässigkeit, einen vorteilhaften Mineralstoffgehalt und nicht zu viele Nährstoffe verleihen. Für Rebstöcke ist dieser Untergrund ideal, denn hier können ihre Wurzeln ohne Mühe in tiefere Schichten vordringen und bleiben so auch in den heißen Sommern des Friaul versorgt.
Was die Rebsorten betrifft, die in der Region gedeihen, zeigt sich eine angenehme Vielfalt. Auch begegnen Weinkennern hier viele bekannte Namen, deren Vertreter sich in diesem Teil Italiens besonders wohl fühlen. Zugelassen sind im Friaul die hellen Rebsorten:
- Pinot Grigio,
- Sauvignon Blanc,
- Chardonnay,
- Pinot Bianco,
- Riesling,
- Müller-Thurgau,
- Gewürztraminer,
- Ribolla Gialla,
- Friulano,
- Picolit,
- Glera,
- Verduzzo Friulano
- und Malvasia Istriana.
Friaul-Julisch Venetien kann auch rot
Spannend ist darüber hinaus, dass sich das als Weißweinregion hochgelobte Friaul-Julisch Venetien auch in puncto Rotwein nicht verstecken muss. Immerhin nehmen die dunkleren Tropfen nach wie vor nahezu fünfzig Prozent der jährlichen Produktionsmenge ein. Hier treffen Genießer auf Rebsorten wie
- Merlot,
- Cabernet Sauvignon,
- Cabernet Franc,
- Pignolo,
- Schiopettino,
- Terrano,
- Tazzalenghe
- und Refosco.
Wer einen Rotwein aus dem Friaul probieren möchte, sollte sich an den drei obersten Sorten der Liste orientieren. Sie können durchaus gefallen, reichen jedoch in Sachen Prestige oft nicht an die Klasse der Weißweine heran.
Die Region im Überblick: Das sind die Top Gebiete
In Friaul-Julisch Venetien entstehen pro Jahr etwa 1,0 bis 1,4 Millionen Hektoliter Wein. Ganze 45 Prozent hiervon gelangen als DOC-Weine in den Handel, ein kleinerer Teil genießt heute sogar DOCG-Status. Die bedeutendsten Regionen des Friaul sind dabei:
- Collio
- Carso
- Colli Orientali del Friuli
- und Isonzo.
Auf der Suche nach einem hochwertigen Tropfen aus Friaul-Julisch Venetien sind diese Unterzonen in jedem Fall empfehlenswert, denn ihre Winzer genießen bereits seit Jahrzehnten hohes Ansehen und haben sich ihren Ausnahme-Ruf hart erarbeitet. Der Genießer wird für seine Wahl mit facettenreichen sowie fruchtigen Weißweinen von beständiger Qualität belohnt.
Weinempfehlung aus dem Friaul-Julisch
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.