„Weißwein ist Weißwein!“ Oder doch nicht? Wer sich bereits mit den zahlreichen weißen Rebsorten dieser Welt beschäftigt, weiß: Die Vielfalt ist unglaublich. Auch innerhalb ein und derselben Familie kommt es daher zu nennenswerten Unterschieden, die dem Genuss noch eine Facette mehr verleihen. So zu sehen ist das bei Weißburgunder und Grauburgunder. Ein Überblick zeigt auf, wo sich die beiden Geschwister ganz und gar nicht gleichen.
Inhaltsverzeichnis
Vor der Reife kaum ein Unterschied
Bei Weißburgunder und Grauburgunder gestaltet sich der Beginn des jährlichen Wachstums- und Reifezyklus genau wie bei allen anderen Rebsorten. Aus kleinen Blüten entstehen Fruchtansätze, welche sich später zu grünen Trauben entwickeln. Bis zu diesem Zeitpunkt sind sich die beiden Rebsorten nahezu gleich, weshalb vor allem der Laie keine Differenz ausmachen kann. Setzt die Reife ein, wird der bedeutendste und offensichtlichste Unterschied aber deutlich.
Das optische Erscheinungsbild: Diese beiden gleichen sich nicht
Reift das Lesegut an den Reben der Sorten Weißburgunder und Grauburgunder heran, erkennen auch Wanderer im Weinberg schnell, dass es sich um unterschiedliche Varianten handelt. Während die Schale des Weißburgunder weiß und die Traube somit grün-gelblich schimmernd ausfällt, ist das beim Grauburgunder anders. Er entwickelt eine Farbe, welche zwischen weißen und roten Rebsorten zu changieren scheint. Die Schale ist folglich an manchen Stellen grün, weist zeitgleich aber auch einen deutlich violetten Einschlag auf. So entsteht der gräuliche Eindruck, dem die Rebe ihren Namen verdankt.
Nicht gleich weit entfernt von der Mutterrebe
Der Grund für die unterschiedliche Farbgebung bei Weißburgunder und Grauburgunder ist der Grad der Mutation. Beide Rebsorten sind Farbmutationen von Pinot Noir. Beim Weißburgunder ist die genetische Veränderung so stark ausgeprägt, dass dessen Anthocyan-Gehalt praktisch bei Null liegt. Der charakteristische Farbestoff ist folglich nicht zu finden. Grauburgunder wieder liegt als Mutante zwischen Pinot Noir und Weißburgunder. Er trägt farbliche Merkmale beider Sorten, ist dem Pinot Noir jedoch optisch näher als sein weißer Bruder.
Verbreitung weltweit: Beide Sorten sind beliebt
Weißburgunder und Grauburgunder haben ihren Ursprung Experten zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach in der französischen Region Burgund. Innerhalb Frankreichs sind beide Sorten im Elsass beliebt, wo Winzer sie für trockene Still- und Schaumweine verwenden.
Weltweit sind sowohl Weiß- als auch Grauburgunder weit gereist und tragen daher viele verschiedene Namen. So ist der Grauburgunder auch unter den Bezeichnungen Pinot Gris und Pinot Grigio bekannt. Zu finden sind die beiden Reben in vielen bekannten Weinländern wie Italien, Frankreich, den USA und auch Deutschland.
Verbreitung in Deutschland: Etwas mehr Grau als Weiß
Bei Betrachtung des deutschen Rebsortenspiegels wird deutlich, dass der Grauburgunder hierzulande etwas stärker vertreten ist als der Weißburgunder. Etwa 7.100 Hektar Rebfläche stehen unter der graublauen Rebsorte. Der Weißburgunder kommt auf etwa 5.747 Hektar bestockte Fläche. Er nimmt somit 5,6 Prozent der gesamten Rebfläche der Bundesrepublik ein. Grauburgunder darf sich mit rund sieben Prozent brüsten.
Was die Verbreitung innerhalb deutscher Weinregionen betrifft, so sind beide Sorten vor allem in Baden, Rheinhessen und der Pfalz vertreten.
Grauburgunder und Weißburgunder: Geschmackliche Unterschiede
Grauburgunder neigen dazu, etwas mehr Extrakt und Struktur zu zeigen als mancher Weißburgunder. Im Bukett finden sich bei dieser Rebsorte häufig Nuancen von Nuss und Kräutern, gepaart mit frischen Fruchtnoten. Besonders häufig duftet Grauburgunder nach Ananas, Zitronenzeste, Apfel und Birne.
Weißburgunder wiederum ist bei vielen Genießern für seinen etwas frischeren Ausdruck beliebt. Das Bukett offenbart Apfel, Birne, Melone, Quitte, einen Hauch Nuss und Wiesenblumen. Am Gaumen ist ein Weißburgunder oft angenehm cremig und gilt bei manchem Genießer als die rundere Variante beider Sorten. Dem Weißburgunder wird eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Chardonnay nachgesagt.
Erhältliche Vielfalt: Auf die Winzer kommt es an
Wie genau sich Weißburgunder und Grauburgunder unterscheiden, lässt sich pauschal kaum zusammenfassen. Wenngleich eine gewisse Tendenz erkennbar ist, so hat es letztlich der Winzer in der Hand, die jeweilige Rebsorte individuell herauszuarbeiten.
Für den Grauburgunder verwenden Winzer gerne auch Barriques und Holzfässer, da diese Sorte sich auch mit rauchigen Nuancen und Noten von Trockenfrucht als beliebt erweist. Weißburgunder wiederum schätzen viele Weinmacher als Ausgangsrebe für fruchtig-spritzige Winzersekte, wenngleich auch der ein oder andere Weißburgunder aus dem Barrique am Markt erhältlich ist.
Weißburgunder-Empfehlungen
Grauburgunder-Empfehlungen
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.