Weinbau ist Tradition, Kunst und stellt oft eine Verbindung zwischen Generationen und sogar Jahrhunderten her. Winzer lernen nicht nur, aus Trauben Wein zu kreieren, sondern stehen tagtäglich besonderen Herausforderungen gegenüber. Krankheiten, meteorologische Unwägbarkeiten und tierische Schädlinge bedrohen die Lese und wer im Ernstfall nicht handelt, hat viel zu verlieren.
Inhaltsverzeichnis
Welche Krankheiten spielen im Weinbau eine Rolle?
Oft beginnen sie im Verborgenen, können sich dann jedoch binnen kürzester Zeit ausbreiten und verheerenden Schaden anrichten: Rebkrankheiten. Nicht selten sind Pilze die Ursache, weshalb Winzer im Weinberg großes Augenmerk auf eine gute Durchlüftung ihrer Rebzeilen legen. Zu den häufigsten Krankheiten im Weinbau gehören:
- Echter Mehltau, ausgelöst durch Oidium
- Falscher Mehltau, ausgelöst durch Peronospora
- Graufäule, ausgelöst durch Botrytis
Echter Mehltau bedeckt die Blätter mit einer mehlartigen Substanz, die die Photosynthese hemmt. Falscher Mehltau hingegen zeigt sich in Form öliger Flecken auf den Blättern. Die Graufäule breitet sich auf den Beeren aus, was zu Verlusten in der Ernte führen kann. Hierzu sei jedoch gesagt, dass ein Befall mit Botrytis mitunter durchaus wünschenswert ist. Er nämlich ist Grundvoraussetzung für die Erzeugung edelsüßer Weine. Im Umgang mit Botrytis gilt es deshalb, auf den richtigen Zeitpunkt zu achten und die Früchte zu verarbeiten, bevor die Krankheit Schaden anrichtet.
Weitere Erkrankungen im Weinberg, etwa die Schwarzfleckenkrankheit, die Holz-Erkrankung Esca und auch die Eutypiose sind ebenfalls auf Pilzarten zurückzuführen. Doch auch Viren und Bakterien können Reben gefährlich werden. Ist die Pflanze geschwächt und kommt es zu einem Befall, können sich Krankheiten wie:
- die Mauke
- die Goldgelbe Vergilbung
- und die Blattroll-Krankheit
entwickeln. Tierische Schädlinge, Viren und Bakterien sind dabei nicht immer gut voneinander zu trennen. So überträgt die Amerikanische Rebzikade jenes Bakterium, das für die Mauke verantwortlich zeichnet, während Läuse das Virus für die Blattroll-Krankheit mit sich bringen. Schutz vor Schädlingen bedeutet deshalb häufig auch Schutz vor unerwünschten Mikroorganismen im Weinberg.
Meteorologische Herausforderungen im Weinbau
Winzer führen ein Leben, welches in engem Einklang mit der Natur und somit auch Klima und Wetter steht. Meteorologische Risiken können Reben dabei das gesamte Jahr über betreffen, weshalb Winzer auch außerhalb der Vegetationsperiode aufmerksam bleiben und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen ergreifen müssen. Zu den größten meteorologischen Gefahren im Weinberg gehören:
- Frost, insbesondere Spätfröste nach dem Austrieb
- hohe Niederschlagsmengen
- Hagel
- andauernde Trockenheit
Wie stark ein Weinberg von diesen Gefahren betroffen sein kann, hängt von verschiedenen Faktoren wie der geografischen Lage, der Entwicklung des Klimawandels und auch der jährlichen Schwankungen ab. Zudem spielt die jeweils gepflanzte Rebsorte eine Rolle, denn nicht alle Sorten sind gleichermaßen empfindlich gegen Frost, Trockenheit oder Feuchte. Winzer sind deshalb dazu angehalten, ihre individuelle Ausgangslage zu kennen und jene Maßnahmen zu ergreifen, die den bestmöglichen Schutz vor Schäden versprechen. In sehr trockenen Gebieten kann etwa die Erziehung von Buschreben eine Lösung darstellen.
Wichtige tierische Schädlinge im Weinbau
Nicht nur Krankheiten und Wetter bedrohen die Weinreben, sondern auch tierische Schädlinge. Erneut gilt hier: welche Schädlinge als besonders relevant gelten, hängt von der Lage des Weinbergs und individuellen Faktoren ab. Historisch betrachtet gehört vor allem die Reblaus zu den bekannten Schädlingen. Sie löste im 19. Jahrhundert von Nordamerika aus kommend eine katastrophale Krise in Europa aus. Viele Winzer verloren ihre Existenz und es dauerte Jahre, bis die Lösung für den Befall – amerikanische Unterlagsreben – gefunden wurde.
Heute spielen in Weinbergen Tiere wie:
- Vögel
- Traubenwickler
- Milbenarten wie Spinn- oder auch Gallmilben
- Rehe, Wildschweine und Kaninchen
bei Schäden eine mögliche Rolle. Manche von ihnen ernähren sich von den Trauben, während wieder andere Blätter, Holz oder ebenfalls die Früchte befallen. Grundsätzlich ist eine Bekämpfung von tierischen Schädlingen im Weinberg stets ein Eingriff in das biologische Gleichgewicht vor Ort, weshalb dieser Schritt mit Bedacht erfolgen sollte.
So ist ein Fernhalten von traubenfressenden Vögeln zwar zeitweise sinnvoll, später jedoch erweisen sich dieselben Vögel als nützlich, da sie potenziell schädliche Insekten fressen. Weder biologisch noch konventionell wirtschaftende Winzer pflegen deshalb überaus rigorose Maßnahmen.
Biologische oder konventionelle Landwirtschaft im Weinbau?
Auch im Weinbau gibt es biologische und konventionelle Anbaumethoden. In der biologischen Landwirtschaft wird der Einsatz natürlicher Methoden und Stoffe betont, während in der konventionellen Landwirtschaft auch synthetische Präparate zum Einsatz kommen. Grundsätzlich ist ein reduzierter Einsatz synthetischer Mittel wünschenswert, um das biologische Gleichgewicht und auch die biologische Vielfalt nicht zu gefährden. Insektizide und Herbizide etwa könnten bei zu starker Verwendung auch jene Faktoren ausmerzen, die sich als nützlich und förderlich erweisen. Im konventionellen Weinbau herrscht hierfür meist ein starkes Bewusstsein.
Auf die Frage, ob biologischer oder konventioneller Weinbau schlussendlich besser ist, gibt es keine pauschale Antwort. Einerseits profitieren Weinberge im biologischen Weinbau oftmals von einer vielfältigeren Begrünung, die auch Nützlinge wie Raubmilben, Florfliegen und Marienkäfer-Larven einlädt. Eine Begrünung der Rebzeilen, oft kombiniert mit natürlicher Gründüngung, gilt zudem als förderlich für einen gesunden Boden, der nicht zu schnell an Feuchte verliert.
Eine Frage, die im Vergleich zwischen konventionellen und biologischen Methoden oft auftaucht, betrifft jedoch die Bearbeitung des Bodens. Bisweilen kommt es vor, dass der gezielte Einsatz synthetischer Mittel eine stark mechanische Bearbeitung des Bodens unnötig macht. Das wiederum gilt als förderlich für den Boden und die dort befindlichen Organismen. Auch kann die konventionelle Landwirtschaft je nach Situation deutlich ertragreicher sein, was letztlich eine effizientere Flächennutzung bedeutet. Experten sprechen sich deshalb bereits seit Jahren für eine neue Form der Landwirtschaft aus, in der bewährte Praktiken von konventioneller und biologischer zusammenfließen.
Ob sich Genießer für Bio-Wein oder konventionelle Tropfen entscheiden, ist eine individuelle Frage. Fest steht aber: leidenschaftliche Winzer sind prinzipiell interessiert an einem gesunden Weinberg, in dem sich die Trauben bestens entwickeln. Hierzu sei außerdem gesagt, dass manche Betriebe zwar nicht bio-zertifiziert sind, aber dennoch sehr naturnahe Praktiken pflegen. Ein Blick in die Weingutsbeschreibungen verrät hier meist mehr.