Wer Wein empfehlen möchte, muss ihn zunächst selbst kennenlernen und verstehen. Das wiederum gelingt nur im engen Austausch mit jenen Menschen, die sich vor Ort mit Anbau, Vinifikation und Reifung beschäftigen. Besuche in Weingütern inner- und außerhalb Deutschlands gehören daher zum guten Ton bei Silkes Weinkeller. In diesem Juni reisten unser Geschäftsführer John-Philip Kautsch und unser Einkaufsleiter Stanislav Staykov in die spanische Weinbauregion Ribera del Duero, um gleich mehrere Güter zu besichtigen.
Inhaltsverzeichnis
Ribera del Duero: Eine Region für Ruhesuchende
Wenige Tage in Ribera del Duero reichten aus, um eine besondere Erkenntnis zu gewinnen: Diese Region prahlt nicht mit ihrer imposanten Weinkultur. Parzellen und Lagen finden sich auf sympathische Weise über das Land verteilt. Niemand scheut die Nähe zur „ganz gewöhnlichen“ Landwirtschaft mit Mais und anderem Getreide, es herrscht eine Form des natürlichen Understatements.
Genau in dieser breiten Streuung liegt eines der wichtigsten Geheimnisse dieses Weinbaugebiets: Winzer genießen eine einzigartige Vielfalt unterschiedlichster Lagen. Spannend dabei ist, dass die Weinlagen relativ hoch angesiedelt sind. Zwischen 700 und 900 Metern über dem Meeresspiegel schenken die Rebstöcke den Winzern gesundes Lesegut mit einer unvergleichlichen Kombination von frischen Tendenzen und konzentrierter Finesse.
Und noch etwas haben unsere Reisenden herausgefunden: Ribera del Duero ist kein Ort für den Massentourismus. Das Land hält keine riesigen Hotelkomplexe oder Metropolen bereit, sondern mahnt mit langen Straßen, weiten Feldern und geschwungenen Hügeln zur Entschleunigung. Nur wer Ruhe ertragen kann, ist hier richtig.
Reiseroute mit Weingütern
Natürlich drehen sich die Reisen unserer Mitarbeiter nicht nur um das Kennenlernen der Region selbst. Richtig spannend wird es für sie erst, wenn Begegnungen mit Winzern und Besichtigungen der Weingüter anstehen. Hier nämlich gibt es neben Verkostungen und unterhaltsamen Gesprächen viel zu tun: Anlagen werden in Augenschein genommen, Keller erkundet und die technische Ausrüstung genau begutachtet. Auch ins Detail wird gegangen und nachgesehen, ob ein Weingut über Stahltanks oder Fässer verfügt, wie alt und groß die Fässer sind und welche Qualität das Holz hat.
Das alles folgt unserem Ziel, Weine aus ausgewählten Regionen sowie von einzigartigen Winzern anbieten und hinter unseren Entscheidungen stehen zu können. Professionalität, sauberes Arbeiten und der gewisse Funke Leidenschaft sind dabei unverzichtbare Details, die sich nur vor Ort offenbaren.
Besichtigt wurden während der Reise folgende Weingüter:
Vega Sicilia
Die Besichtigung des Weinguts Vega Sicilia in Valbuena de Duero war von Anfang bis Ende beeindruckend. Hier mutete die Ausstattung klassisch an: Alles glänzt, das Konzept wirkt professionell und durchdacht, die Anlagen nagelneu. Vega Sicilia versäumte es nicht, unseren Reisenden den Fokus auf moderne und hochwertige Weinwirtschaft zu präsentieren, verlor dabei aber dennoch nicht sein traditionelles Gesicht.
Dominio del Águila
Rund vierzig Kilometer nördlich von Vega Sicilia liegt das Weingut Dominio del Águila. Hier zeichnete sich ein spannender Kontrast ab, denn im Gegensatz zu ersterem handelt es sich um ein besonders kleines Weingut – das gerade deshalb so beeindruckte. Das gesamte Herz des Unternehmens fanden unsere Experten komprimiert auf rund vierzig Quadratmetern – Tanks zur Linken, Fässer zur Rechten.
Trotz geringer Maße beweist Dominio del Águila Größe: Kellermeister Jorge Monzón, der bereits in Frankreich sowie Spanien bei berühmten Weingütern wie Vega Sicilia Erfahrung sammeln konnte, ist stolz auf einige der besten Lagen in der Region, konzentriert sich auf hoch gelegene Einzellagen und erzeugt Weine mit Charakter.
Bodega y Viñedos Aalto
Geht es um die Lagen in Ribera del Duero, spielt dieses Weingut eine ganz besondere Rolle. Bei Bodega y Viñedos Aalto nämlich erfolgt die Kreation des Weines auf ganz spezielle Art und Weise – von der sich John-Philip Kautsch und Stanislav Staykov persönlich überzeugen konnten: Das Weingut besitzt Weinberge überall in der Region und will das gesamte Potenzial jeder Lage nutzen.
Daher findet die Selektion bereits im Weinberg statt. Alle Parzellen werden im Anschluss einzeln vinifiziert und die Ergebnisse separat in Fässern zur Reifung gelegt. Erst hiernach folgt die Kreation jener Weine, die es schließlich auf die Flasche schaffen: Der Basiswein Aalto und der Top-Wein Aalto PS, für dessen Vermählung nur die hochwertigsten Tropfen verwendet werden. Von ihm präsentiert das Gut oft nur wenige tausend Flaschen pro Jahrgang.
Unsere Reisenden durften die Tropfen einzelner Lagen verkosten und fanden heraus, wie sehr diese sich voneinander unterscheiden können. War eine frisch und elegant, kam eine andere mit deutlich mehr Gerbstoff und intensiver Fruchtsüße daher. Eine Erfahrung, welche die Sicht auf den fertigen Wein veränderte.
Bodegas Emilio Moro und Bodegas Cepa 21
Mit dem Weingut Emilio Moro und den zugehörigen Bodegas Cepa 21 lernten unsere Experten jenen Winzer kennen, in dessen Besitz sich die älteste Lage des Valderramiro befindet. Rebstöcke mit einem Alter von fast 100 Jahren hat José Moros Großvater Emilio einst gepflanzt. Mit extrem limitiertem Ertrag und hochkomplexem Lesegut schaffen die Lagen und Gewächse des Hauses das Fundament für extraktreiche Weine.
Bodegas Tábula
Die letzte Station entlang des Weges durch Ribera del Duero führte schließlich zu Bodegas Tábula. 2002 von José Luis Muñoz gegründet schrieb dieses Haus besondere Geschichte, denn sein Eigentümer hatte kaum Erfahrung mit Wein. Lediglich der Traum, einmal ein eigenes Weingut zu besitzen und somit in die Fußstapfen des Großvaters zu treten, trieb Muñoz an – und erwies sich als starker Motivator.
Im Gespräch erzählte der Winzer, dass besonders die Unterstützung anderer Weingüter von großer Bedeutung für ihn war und ist. Äußerst beeindruckend für unsere Experten war die unbändige Begeisterung Muñoz‘ für jeden einzelnen seiner Tropfen. Er präsentiert Weine mit moderner Stilistik und angenehmer Zugänglichkeit. Von Einstiegsqualitäten bis hin zum Spitzenwein beweist der Quereinsteiger außerdem stets ein tolles Preis-Leistungsverhältnis.
Fazit: Hier schlagen noch echte Herzen für den Wein
Obwohl John-Philip Kautsch und Stanislav Staykov Ribera del Duero schon oft besucht haben, ist es „jedes Mal wie das erste Mal“. Bleibende Eindrücke haben dabei vor allem die Winzer hinterlassen: In dieser ruhigen Region arbeiten engagierte Menschen, die Lust auf guten Wein haben und Herzblut investieren.
Jedes Treffen offenbarte eine ganz neue und authentische Facette des Lebens in der Region, die keine Konkurrenz zu kennen scheint. Hier sehen sich die Winzer als Freunde und Kollegen, die gemeinsam Verantwortung für das Gebiet, seinen Ruf und die Weinkultur übernehmen. Sich zu helfen und Wissen zu teilen, gehört genau wie die ehrliche Freude über den Erfolg des anderen zum Lebensgefühl der Denominación de origen.
Weinempfehlungen aus Ribera del Duero
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.