Geht es um Weingenuss, sind Faktoren wie Rebsorten, Klima und Winzerhandschrift zweifellos entscheidende Punkte. Doch über den Facettenreichtum eines Weines bestimmen mehr als nur dieses Dreigestirn. Auch das Holz, in dem vor allem Rotwein reift, ist ein wichtiger Akteur. Wer jedoch glaubt, hier gebe es keine Unterschiede, ist im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Holzweg“. Ein kleiner Überblick bringt Licht ins Dunkel.
Inhaltsverzeichnis
Eichenholz hat sich durchgesetzt
Die Methode, Wein in Holzfässern reifen zu lassen oder zu lagern, existiert schon seit Menschengedenken. Bereits die Kelten und Römer wussten, dass sich Behältnisse aus Holz gut eignen, um Flüssigkeiten sicher aufzubewahren. Dass Holz jedoch auch aromatische Vorzüge bietet, erkannten Menschen erst später. Noch vor dem 17. Jahrhundert verwendeten Winzer hierfür Holz verschiedenster Herkunft und Natur. Sowohl Kastanienbäume als auch Akazien, Kirschbäume und Buchen lieferten den Rohstoff für die Küfereien.
Wie sich jedoch herausstellte, eignet sich kein Holz so gut für die Reifung von Wein wie das Eichenholz. Es erweist sich als robuster und härter, kann dem Holzwurm widerstehen und bietet mit seinem charmanten Tannin zudem beste Voraussetzungen, um Weinen die gewünschte Aromatik angedeihen zu lassen. Von den weltweit existierenden rund 600 verschiedenen Eichengattungen spielen die Arten Traubeneiche, Stieleiche (auch Deutsche Eiche oder Sommereiche genannt) und Weißeiche die Hauptrollen im Weinbau. Während die Traubeneiche und die Stieleiche aus Europa stammen, nimmt die Weißeiche eine lange Reise von den USA in alle Welt auf sich.
Eichenholzfässer gibt in unterschiedlichen Gebinden: Vom kleinen 225 Liter Barrique bis zum 1000.000 Liter großem Holzfass.
Französische Eiche – Dezente Eleganz
Die erste Eichen-Gattung, die in der Weinwelt als die wohl edelste gilt, ist die französische Eiche. Fässer, die aus diesen Bäumen hergestellt werden, sind teuer und kommen daher vor allem in der Herstellung hochqualitativer Weine zum Einsatz. Begründet wird dies auch durch die Tatsache, dass sich französische Eiche anders als ihre Verwandten nicht maschinell verarbeiten, sondern ausschließlich von Hand entlang der Faserrichtung spalten lässt. Das ist aufwendig und verkleinert die Ausbeute, die ein einziger Baum liefert.
Französische Eiche gilt als besonders feinporig und unterstützt somit eine langsame und harmonische Reifung des Weines. Im Wein zeigt sie sich häufig mit eleganten Nuancen von Zimt oder auch Nelken und bleibt dabei stets dezent im Hintergrund. Daher eignet sich französische Eiche vor allem für den Ausbau eleganter und finessenreicher Rotweine, die manchem Kraftpaket bewusst entgegentreten.
Amerikanische Eiche – Kräftig und intensiv
Amerikanisches Eichenholz wird aus Bäumen der Weißeichen-Gattung gewonnen. Dieses Holz lässt sich weitaus unkomplizierter verarbeiten als französische Eiche und kann auch maschinell in Form gebracht werden. Hauptanbaugebiete für amerikanische Eiche sind die Bundesstaaten Minnesota, Pennsylvania und Oregon.
Die geschmackliche Intensität der amerikanischen Eiche schenkt ihr große Beachtung und Beliebtheit, wenn es um den Ausbau intensiver Rotweine geht. Nicht nur australischer Shiraz profitiert bisweilen hiervon, sondern auch die kraftvollen Weine Spaniens oder Südfrankreichs.
Würde ein feingliedriger Rotwein durch die Reifung in amerikanischer Eiche zu stark beeinflusst, verleiht die Weißeiche Kraftpaketen aus Tempranillo oder Syrah unglaubliche Intensität. Hier erweist sich amerikanische Eiche als passendes Material, um die so beliebte Holzaromatik mit intensivem Vanilleton zu unterstützen. Dass amerikanische Eiche sich besonders gut mit kräftigen Rebsorten verträgt, liegt vor allem an ihrem vergleichsweise geringen Tanningehalt. Ihn gleicht diese Eichengattung durch ein Plus an geruchsaktivem Eichen-Lacton aus, was den kräftigen Holzton und eine leichte Röst-Kokosnote hervorbringt.
Slawonische Eiche – Weniger Holz und dennoch charmant
Die slawonische Eiche stammt aus Ländern der Balkan-Region. Hierzu gehören nicht nur Slowenien und Serbien, sondern in jüngster Zeit auch Ungarn und Rumänien.
Fässer aus slawonischer Eiche verleihen einem Wein sehr dezente Holztöne, die sich nur im Rahmen einer äußerst gründlichen Degustation offenbaren. Die Neutralität dieser Eichengattung ist jedoch kein Anzeichen für qualitativen Mangel, sondern stellt eine sinnvolle Ergänzung zu französischer und amerikanischer Eiche dar. Weingüter müssen jedoch darauf achten, ausschließlich hochwertige Bezugsquellen auszuwählen, da nicht jeder Produzent am Balkan mit den hohen Qualitätsstandards anderer Länder mithalten kann.
Holz in der Hand der Winzer
Holz spielt somit eine wichtige Rolle für den angestrebten Weingeschmack. Und die Holznote liegt im Trend. Manche Winzer nehmen das etwas zu genau und verleihen ihrem Wein einen dominanten Holzduft. Allerdings zeigt sich dieser nach längerer Reife nur noch dezent im Hintergrund. Auch dem Einsatz von Eichenchips verschließen sich Winzer nicht – auch wenn es in der Weinwelt zu kontroversen Diskussionen führt.
Weinempfehlungen aus dem Holzfass oder Barrique
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.