Nahezu jede Entscheidung, die der Mensch trifft, wirkt sich auf seine Umwelt und ihr Gleichgewicht aus. Auch der Weinbau bildet hier keine Ausnahme. Konventionelle Methoden werden dem Ökosystem Weinberg oft nicht gerecht. Das wissen auch Winzer, die sich dem sogenannten Integrierten Weinbau widmen. Er bildet zwar nicht die Spitze der Ökologie-Pyramide, geht jedoch Schritte in eine umweltfreundliche Richtung. Was aber unterscheidet den Integrierten Weinbau von der konventionellen Alternative?
Inhaltsverzeichnis
Respekt vor der Umwelt und dem natürlichen Gleichgewicht
In den Achtzigerjahren nahm der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln auch in der Bundesrepublik Deutschland zu. Wissenschaftler, die sich mit der Thematik befassten, fanden bald heraus, dass diese Pflanzenschutzmittel Rebstöcke zwar vor Schädlingen und Krankheiten bewahren, zeitgleich aber unerwünschte Nebenwirkungen im Hinblick auf das Ökosystem haben. Im Rahmen großangelegter Untersuchungen wurden zahlreiche Chemikalien auf ihren Nutzen und dessen Verhältnis zu potenzieller Umweltschädigung untersucht. Keine große Überraschung: Weinbau unter Einbeziehung zahlreicher Chemikalien ist nicht gut für die Umwelt und hat infolgedessen auch negative Auswirkungen auf das Leben des Menschen.
Hier wiederum setzt der Integrierte Weinbau an. Mit „integriert“ ist hier die Tatsache gemeint, dass der Winzer die Themen Pflanzenschutz und Rebpflege in das Ökosystem Weinberg integriert und auf natürliche Gegebenheiten achtet. Der weitestgehende Verzicht auf chemische Mittel, wie sie der integrierte Pflanzenschutz vorschreibt, bildet dabei eine wichtige Grundlage. Der Verzicht ist dabei nicht so streng geregelt wie beispielsweise im ökologischen Weinbau, weswegen der behutsame und maßvolle Einsatz in besonderen Fällen gestattet ist. Ein besonderer Fall liegt beispielsweise dann vor, wenn der Verlust der Jahresernte droht. Auch im Integrierten Weinbau gelten die Regelungen der EU-Weinmarktverordnung, des Weingesetzes, des Pflanzenschutzgesetzes und der Internationalen Organisation für Rebe und Wein.
Der integrierte Pflanzenschutz als Basis für den Integrierten Weinbau ist ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema. Winzer müssen sich intensiv mit biotechnischen, biologischen sowie pflanzenzüchterischen Aspekten auskennen und auch im Anbau und bei der Pflege von Reben auf dieses Wissen zurückgreifen können. Der Maßnahmenkatalog, den der Winzer während nur eines Jahres im Integrierten Weinbau nutzen kann, ist von daher riesig. Das Ziel aller Bestrebungen ist dabei, sowohl Qualität als auch Erträge zu sichern und das Ökosystem so weit wie möglich zu schonen. Daher ist nicht jeder Schädlings- oder Krankheitsbefall im Integrierten Weinbau gleich ein Anlass für die Verwendung chemischer Mittel. Auch kann es durch bestimmte Maßnahmen möglich gemacht werden, die Schädlingspopulation unter der Schadensschwelle zu halten.
Integrierten Weinbau gibt es nicht nur im deutschsprachigen Raum. In englischsprachigen Regionen wird diese Form des Weinbaus „sustainable agriculture“ genannt, während sie im französischen Raum „lutte raisonnée“ heißt.
Wie im Integrierten Weinbau gearbeitet wird
Wie bereits erwähnt, ist der Winzer während des Weinjahres im Integrierten Weinbau darauf bedacht, seine Reben unter Berücksichtigung besonderer Schutzmaßnahmen zu pflegen, ohne dabei auf umweltschädliche Aspekte zu setzen. Hierbei orientiert er sich am Pflanzenschutzgesetz, das eine Kombination verschiedener Verfahren aus dem
• anbautechnischen,
• kulturtechnischen,
• biologischen,
• biotechnischem
• und pflanzenzüchterischen
Bereich als angemessen beschreibt. Somit beginnt Integrierter Weinbau für den Winzer nicht erst dann, wenn sein Weinberg bestockt ist, sondern schon mit der Standortwahl und der Auswahl seiner Rebsorten. Selbstverständlich eignen sich widerstandsfähige Rebsorten besser für die Verwendung im Integrierten Weinbau als besonders sensible Varianten.
Das Weinjahr im Integrierten Weinbau unterscheidet sich in Bezug auf die anstehenden Aufgaben nicht von der konventionellen Wirtschaft. Lediglich die Art der Maßnahmen differiert. So müssen Winzer auch hier den Boden bearbeiten, wobei auf möglichst schonende Methoden zurückgegriffen wird. Die Böden werden auch im Integrierten Weinbau gemulcht und behutsam gepflegt. Durchaus denkbar ist außerdem die Ansiedlung von Nützlingen im Weinberg, die Schädlingen auf natürliche Art und Weise entgegenwirken.
Da einem Winzer im Integrierten Weinbau zunächst keine Maßnahmen zur Verfügung stehen, die schnelle Besserung im drohenden Ernstfall bieten, muss er das Ökosystem Weinberg genau beobachten und dabei sowohl das Klima als auch aktuelle Wetterverhältnisse, die Lebenszyklen von Schädlingen und sogar deren Aktivitätsphasen berücksichtigen. Ein solides Ökosystem zu erschaffen, das sich gegen die meisten äußeren Einflüsse eigenständig wehren kann, ist das Ziel aller Maßnahmen. Daher kommen im Integrierten Weinbau durchaus auch zusätzliche Hilfsmittel wie biologische Stärkungspräparate für Rebstöcke, Netze, biologische Schreckstoffe oder auch Pheromon-Fallen zum Einsatz. Und falls nichts mehr hilft und der Ernstfall unabwendbar scheint, kann der Winzer auf Chemikalien zurückgreifen. Dann jedoch ausschließlich unter größter Vorsicht und niemals in verschwenderischem Maß.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.