Auch wenn der Schraubverschluss in der Welt des Weines auf dem Vormarsch ist, bewahrt sich der klassische Korken seinen Beliebtheits-Status. Immerhin gehört für viele Genießer auch heute noch das typische „Plopp-Geräusch“ beim Öffnen einer Weinflasche zum Genusserlebnis einfach dazu. Wer Weinflaschen öffnet, verwendet dabei meist ganz selbstverständlich einen Korkenzieher. Dass dieses Werkzeug jedoch in mehr als nur einer Form daherkommen kann, wissen nicht alle Weinliebhaber. Höchste Zeit also für einen umfassenden Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Die Basis-Variante: Der T-Korkenzieher
T-Korkenzieher wirken schon im Aufbau einfach und funktional. An ihrem oberen Ende befindet sich ein breiter Steg, der entweder aus Holz oder anderen robusten Materialien gefertigt ist. In der Mitte dieses Stegs ist die schraubenförmige und unten angespitzte „Spindel“ angebracht, die dann mit Muskelkraft in den Korken gedreht wird. Auf diese Weise verringert sich der Abstand zwischen Griff und Korken – während sich die Metallspirale tief in den Verschluss bewegt. Um den Korken zu entfernen, genügt dann ein nach oben gerichteter Zug am Griff.
Beliebt bei Profis: Das Kellnermesser
Beim Kellnermesser als Korkenzieher-Variante handelt es sich um ein Werkzeug, das vor allem in der Gastronomie zum Einsatz kommt. Zu den Bestandteilen dieses Korkenziehers gehören nicht nur eine Spindel, die an einem Grill befestigt ist, sondern auch ein kleines Messer sowie ein Hebel. Das Kellnermesser ist im Ausgangszustand vollständig zusammenklappbar und daher eine recht platzsparende Alternative zu anderen Korkenzieher-Varianten. Carl F. A. Wienke hat sich dieses System bereits im Jahr 1883 patentieren lassen.
Im ersten Schritt klappt der Anwender das kleine Messer aus und schneidet damit die Kapsel am oberen Ende des Flaschenhalses auf. Nach der Entfernung der Ummantelung wird das Messer wieder eingeklappt, um Verletzungen zu verhindern. Anschließend folgt das Ausklappen von Hebel und Spindel, wonach die Spindel genau wie beim T-Korkenzieher in den Korken gedreht wird. Ist das Eindrehen abgeschlossen, dient der zugehörige Hebel als Helfer bei der schrittweisen Anhebung des Korkens. Er verfügt über kleine Abstufungen, die sich an der Flaschenmündung ansetzen lassen und so die Hebelwirkung unterstützen. Durch sanftes Hebeln und erneutes Aufsetzen wird der Korken dann langsam und vor allem bruchsicher aus dem Flaschenhals gezogen.
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Gut für Vielnutzer: Der Tischkorkenzieher
Tischkorkenzieher sind nicht mobil. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Korkenzieher-Variante, die an der Kante einer Arbeitsfläche befestigt ist und nur dort zum Öffnen von Weinflaschen verwendet werden kann. Das Prinzip dabei ist denkbar einfach: Nachdem die Weinflasche von unten gegen den Tischkorkenzieher gedrückt wurde, betätigt der Anwender einen Hebel, der die Spindel in den Korken treibt. Anschließend braucht es nur noch ein kurzes Anheben des Hebels und der Korken ist entfernt.
Tischkorkenzieher kommen meist dann zum Einsatz, wenn häufig viele Weinflaschen geöffnet werden müssen. Der Kraftaufwand während des Öffnens ist bei diesen Modellen vernachlässigbar gering.
Hebelwirkung mobil: Der Hebelkorkenzieher
Der Hebelkorkenzieher kann zurecht als direkter Verwandter des Tischkorkenziehers bezeichnet werden. Schließlich setzen beide Varianten auf die erleichternde Wirkung eines Hebels. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Modellen ist, dass der Hebelkorkenzieher mobil genutzt werden kann. Genau wie beim Tischkorkenzieher wird die Weinflasche zunächst per Hand fixiert, um die Spindel dann per Hebelbewegung in den Korken zu schrauben. Den Abschluss bildet auch hier das geschmeidige Anheben des Hebels.
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Effektvollstes Modell: Der Flügelkorkenzieher
Flügelkorkenzieher sind heute weit verbreitet. Das dürfte nicht nur an ihrer optischen Attraktivität liegen, sondern auch daran, dass sich Flügelkorkenzieher recht einfach bedienen lassen. Ihren Namen erhielt diese Variante dank der beiden seitlich angebrachten Hebel, die sich beim Eindrehen der Spindel in den Korken wie Flügel heben.
Hierfür wird der untere Ring des Korkenziehers auf die Flasche gedrückt. Es folgt das behutsame Eindrehen der Spindel mithilfe eines kleinen Handgriffs. Ist die Spindel dann in den Korken geschraubt und haben sich die Flügel gehoben, werden letztere behutsam nach unten gedrückt. Hierbei hebt sich die Spindel senkrecht nach oben und zieht den Korken mit sich.
Wunder der Physik: Der Überdruck-Korkenzieher
Überdruck Korkenzieher kommen sowohl in der Gastronomie als auch in Privathaushalten nur selten zum Einsatz. Das liegt vor allem daran, dass sich das Funktionsprinzip deutlich von dem anderer Korkenzieher-Varianten unterscheidet und bei falscher Verwendung ein Verletzungsrisiko birgt. Es gibt Überdruck-Korkenzieher sowohl mit integrierter Gaskartusche als auch mit manuell bedienbarer Luftpumpe.
Um einen Korken mit einem Überdruckkorkenzieher zu entfernen, stößt der Anwender eine Hohlnadel durch den Korken in den Flaschenhals. Der Hohlraum im Zentrum der Nadel macht dann den Weg frei für das Einfüllen von Gas in die Flasche. Da das Gas im Inneren der Flasche einen Überdruck erzeugt, wird der Korken kraftvoll nach oben gedrückt.
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Ziehharmonika-Effekt: Der Scheren-Korkenzieher
Auch Scheren-Korkenzieher sind heute eher selten anzutreffen. Das Entfernen eines Korkens kann jedoch mit dieser Variante möglichst kräftesparend erledigt werden – was zweifellos für den zugrundeliegenden Mechanismus spricht.
Beim Scheren-Korkenzieher wird eine Spindel in den Korken gedreht – wobei sich an seinem oberen Ende ein zusammengeklapptes Gefüge aus beweglichen Stangen befindet. Da sich beim Scherenmechanismus mehrere Hebelwirkungen gleichzeitig abspielen, lassen sich auch festsitzende Korken leicht aus dem Flaschenhals ziehen. Hierfür muss lediglich am oben sitzenden Griff gezogen werden – woraufhin sich der Scherenmechanismus entfaltet und die Spindel so mitsamt des Korkens nach oben befördert.
Gewinde mal zwei: Der Glocken-Korkenzieher
Auf den ersten Blick wirken Glocken-Korkenzieher recht unkompliziert. Die Basis bildet hier ein längliches Gerüst mit runder Grundform (die „Glocke“), das auf den Flaschenhals aufgesetzt werden kann. Üblicherweise sind Glockenkorkenzieher mit einem zweiten Gewinde ausgestattet, an dem der Griff per Drehbewegung nach unten geschraubt werden kann.
So wird nach dem Aufsetzen der Glocke die Spindel in den Korken gedreht, bis der Korkenzieher fest auf der Flasche sitzt. Es entsteht am Schluss des Eindrehens bereits eine leichte Zugwirkung, die Korkenzieher und Korken zusammenhält und einen Umschaltmechanismus in Gang setzt. Der Anwender dreht dann den Griff wie gewohnt weiter, wodurch sich das obere Gewinde senkrecht über den Griff hinausschiebt. Da die Glocke weiterhin als Zugverstärker dient, wird der Korken so mit jeder Drehbewegung langsam aus dem Flaschenhals gezogen.
Für unbeschädigte Korken: Der Federzungen-Korkenzieher
Der Federzungen-Korkenzieher ist das einzige Modell, bei dem der Korken ganz ohne Beschädigungen aus der Flasche entfernt wird. Er nämlich setzt auf zwei längliche und schmale Zungen aus Federstahl. Diese Zungen werden so platziert, dass sie in den Raum zwischen Flaschenhals und Korken geschoben werden können. Sanfte Wiegebewegungen unterstützen das Eindringen in diesen schmalen Zwischenraum. Sind beide Zungen in den Flaschenhals eingeführt, kann der Korken mit einer sanften Zugbewegung entfernt werden.
Die Besonderheit von Federzungen-Korkenziehern liegt nicht nur in deren Aufbau, sondern auch darin, dass Korken sich mit ihrer Hilfe wieder in den Flaschenhals hineinschieben lassen. Allgemein wird die Anwendung dieser Korkenzieher-Variante jedoch nur für Naturkorken empfohlen.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.