Von Andalusien über La Rioja bis Rías Baixas: Spanien gehört zu jenen Ländern mit einer weitverzweigten Weinkultur. Bereits seit Jahrhunderten kultivieren Winzer hier traditionelle Rebsorten wie Tempranillo, Viura, Garnacha und Mazuelo. Angesichts der zahlreichen Weingüter, Anbaugebiete und Weine fällt ein Überblick nicht immer leicht. Qualitätsstufen und Herkunftsbezeichnungen helfen bei der Suche nach Spaniens besten Tropfen.
Inhaltsverzeichnis
Qualitätsstufen in Spanien
Um herauszufinden, welche Weine in Spanien als besonders hochwertig gelten, lohnt ein Blick auf die Qualitätsstufen. Diese orientieren sich in der Regel an der Herkunft eines Weines. Hier gilt je nach Region und Qualitätsstufe auch ein recht umfangreiches Regelwerk, welches Winzer bei ihrer täglichen Arbeit berücksichtigen.
• Vino de Mesa
Die Einstiegsstufe in Spanien ist der „Vino de Mesa“. Er ist vergleichbar mit Tafelwein und unterliegt kaum Regeln. Auf dem Etikett eines Vino de Mesa finden Genießer keine Angabe zur Herkunft des Weines und ebenfalls keinen Hinweis auf die verwendeten Rebsorten.
• Vino de la Tierra
Auf den Vino de Mesa folgt der „Vino de la Tierra“. Adäquate Vergleichsweine sind in Deutschland der Landwein und in Frankreich der Vin de Pays. Winzern ist es gestattet, sowohl die Rebsorte als auch den Jahrgang ihres Weines auf dem Etikett anzugeben.
Ein Vino de la Tierra, kurz VdlT, stammt aus einem der rund 42 V.T.-Gebiete innerhalb Spaniens. Hierzu gehören beispielsweise Cádiz in Andalusien, Extremadura und Mallorca.
• Denominación de origen
Die nächste Qualitätsstufe in Bezug auf die Herkunft spanischer Weine ist die „Denominación de origen“, kurz D.O. genannt. Hier stammt der Wein aus einer der 62 D.O.-Regionen Spaniens, wobei die Winzer alle Vorgaben in Weinberg und Keller berücksichtigen. Zu den berühmten Anbaugebieten mit D.O.-Klassifikation gehören Cariñena, Bierzo, Jumilla, Navarra, Rías Baixas und Toro.
• Denominación de origen calificada
Eine Stufe über den D.O.-Weinen stehen im Ansehen internationaler Genießer Tropfen aus einer spanischen „Denominación de origen calificada“. Diese Herkunftsbezeichnung weist darauf hin, dass es sich um eine besonders prestigeträchtige Region handelt, welche bereits seit vielen Jahren für herausragende Weine bekannt ist. Aktuell gibt es in Spanien nur zwei D.O.Ca.-Regionen: La Rioja und Priorat.
Der Consejo Regulador als bestimmende Größe
Damit die Qualität der Weine in den D.O.- und D.O.Ca.-Regionen Spaniens auch höchsten Ansprüchen genügt, trägt der jeweilige Consejo Regulador Sorge für einen umfangreichen Rahmen. Enthalten sind in diesem Regelwerk nicht nur Angaben zu den zugelassenen Rebsorten innerhalb eines Anbaugebietes. Auch liefert das sogenannte „Reglamento“ Vorgaben zu,
- neuen Pflanzungen
- den Ertragsgrenzen
- der Bestockungsdichte
- der Pflege der Reben im Weinberg
- und der Methoden im Keller.
Offiziell gelangt ein klassifizierter Wein erst dann auf den Markt, wenn Experten ihn nach einer sensorischen Prüfung freigeben. Dies verdeutlicht, wie akribisch der Consejo Regulador spanische Weine der oberen Qualitätsstufen untersucht und dass es sich um eine entsprechend verlässliche Klassifikation handelt. Als zentrales Organ überwacht das „Instituto Nacional de Denominaciónes de origen“ das Geschehen.
„Vino de Pago“ bildet die höchste Klasse
Zusätzlich zu den bereits genannten Qualitätsstufen und Herkunftsbezeichnungen gibt es in Spanien seit 2003 den „Vino de Pago“. Hierbei handelt es sich um die höchste Qualitätsstufe, für welche sich nur rund 18 Weingüter qualifizierten. Die Weine stammen aus einzelnen Lagen. Diese Stufe ist folglich vergleichbar mit den „Crus Classés“ in der französischen Region Bordeaux.
Weitere Merkmale und Qualitäts-Kennzeichen
Die bereits genannten Qualitätsstufen spanischer Weine bieten Genießern zwar einen soliden Leitfaden, bilden jedoch noch nicht die gesamte Weinkultur ab. Hinzu nämlich kommt ein weiteres Stufensystem, das Weine auch innerhalb von Anbaugebieten noch einmal klassifiziert. Diese gestalten sich wie folgt:
• Cosecha
Bei Cosecha handelt es sich um die niedrigste Qualitätsstufe innerhalb einer Region. Diese Weine erfüllen in der Regel einzelne Anforderungen an Reife oder Lesegut nicht. Es kommt vor, dass Winzer selbst ihre Weine herabstufen. Dies weist nicht automatisch auf mindere Qualität hin.
• Vino joven
Der Vino joven ist ein junger Wein, welcher meist nicht oder nur sehr kurz reifte. Auch die Reife im Holzfass kommt bei dieser Klasse seltener vor. Eine konkrete gesetzliche Vorgabe fehlt allerdings, weshalb ein genauer Blick auf das Etikett lohnt.
Vino joven aus dem Holzfass, der die Reifezeit eines Crianza nicht erfüllt, kommt meist mit dem Zusatz „Barrica“ oder „Roble“ auf den Markt. Denkbar sind hier auch die Namen „Crianza Corta“ und „Semi Crianza“, welche ausdrücklich nicht Teil der offiziellen Qualitätsklassen sind.
• Crianza
Crianzas sind Weine mit einer mehrmonatigen Reifezeit im Holzfass und auf der Flasche. Die Regeln für diese Klasse fallen nicht in allen Anbaugebieten gleich aus. So gelten in den meisten Regionen mindestens sechs Monate Fassreife und zwölf bis 18 Monate Flaschenreife.
In Rioja, Navarra, Penedès und Ribera del Duero gilt die Bezeichnung Crianza erst ab einer Fassreife von mindestens zwölf Monaten. Weiße Crianzas lagern jeweils mindestens ein halbes Jahr im Fass und auf der Flasche.
• Reserva
Auch bei Reserva unterscheiden sich die Anforderungen. Rotweine reifen wenigstens zwölf Monate im Fass und zwei Jahre auf der Flasche. Für Weißweine gilt eine Reifezeit im Fass von mindestens sechs Monaten und eine wenigstens eineinhalbjährige Flaschenreife.
• Gran Reserva
Gran Reseva bildet die Spitze der Qualitätspyramide innerhalb der Anbaugebiete. Rotweine reifen hier wenigstens zwei Jahre im Fass und drei Jahre auf der Flasche. Weißweine verbringen mindestens ein halbes Jahr im Fass und dreieinhalb Jahre auf der Flasche.
Zahlreiche Stufen, facettenreiche Genussmomente
Dieses fünfstufige System erlaubt es Genießern, nicht nur in Bezug auf die Herkunft des Weines, sondern auch bezüglich dessen Reife zu wählen. Lange gereifte Weine gelten hier als besonders hochwertig und bilden daher in aller Regel die Gruppe der hochpreisigeren Tropfen.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Weine niedrigerer Stufen schlechtere Qualität bieten. Oft entscheiden sich spanische Winzer bewusst dafür, auf eine höhere Klasse zu verzichten, da dies dem gewünschten Stil entspricht. Für den Genießer lohnt es sich folglich, nicht nur spanischen Wein der höchsten Klasse zu probieren, sondern die Facetten des Qualitätssystems mit Freude auszutesten.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.