Grüne Reblandschaft im Sonnenuntergang

Resteverwertung im Weingut: Was passiert mit Trester und Schnittgut?

Elektroautos, Recycling-Projekte und Solarzellen auf den Dächern sprechen eine deutliche Sprache: Sparsamer Umgang mit Ressourcen ist essenziell für die Zukunft der Menschheit. Auch im Weingut zeigt sich das. Nicht nur, wenn es um Energie geht, sondern auch in Sachen Resteverwertung. Schließlich bleiben je einhundert Liter Maische ungefähr 25 Kilogramm Trester übrig. Zwei Drittel hiervon sind Schalen, ein Drittel nehmen Kerne ein. Zu kostbar für den Müll?

Nochmal in den Keller? Nur in besonderen Fällen!

Je nach Größe eines Weinguts fallen bei der jährlichen Weinproduktion tonnenweise Überreste an. Vor vielen Jahren war es Winzern erlaubt, den Trester mit Wasser zu übergießen, erneut zu pressen und so günstigen Tresterwein herzustellen. Inzwischen jedoch ist dieses Vorgehen weingesetzlich verboten.

Die Verwertung von Trester im Keller jedoch ist damit nicht gänzlich ausgeschlossen. In vielen Gütern nämlich entsteht der sogenannte Tresterbrand. Der vergorene Trester ist hier das Ausgangsmaterial, aus welchem im Rahmen der Destillation eine Spirituose entsteht. Berühmte Vertreter sind der Grappa in Italien, Marc de Champagne in Frankreich und Trebener in Österreich. Auf diese Weise erfüllt der Trester eine doppelte Funktion und bringt gleich zweifachen Genuss hervor.

Mann mit Eimer voller Trester

Der Trester im natürlichen Kreislauf

Wo kein Tresterbrand entsteht, sind die Überreste nach der Weinproduktion dennoch nicht wertlos. Schließlich ziehen Rebstöcke während der Vegetationsperiode viele wertvolle Nährstoffe wie Mineralien, Phosphat und Stickstoff aus dem Boden. Nur mit ihrer Hilfe wächst die Pflanze und bildet Früchte aus.

Zur Lesesaison transportiert der Winzer folglich die noch zuvor im Weinbergsboden gebundenen Stoffe ab. Damit der Boden nicht verarmt, ist es nun wichtig, ihm für die kommende Saison wieder Nährstoffe zuzuführen. Dies geschieht durch Düngung. Eine besonders natürliche Form und im Vergleich zu Kunstdünger sehr viel ressourcenschonender ist das Düngen der Weinbergsböden mit organischen Resten. So ist es möglich, einen Teil des Düngebedarfs über einen Kreislauf zu decken.

Eine weitere Option, Trester nach der Weinproduktion in einen natürlichen Kreislauf zu überführen, ist die Nutzung als Futtermittel. Manche Tiere vertragen die Produktionsreste als Futterbestandteil sehr gut. Die von ihnen aufgenommenen Nährstoffe reichern sich zum Teil in Fleisch und Milch für den menschlichen Verzehr an und zu einem anderen Teil gelangen sie über Fäkalien wieder zurück auf die Böden. Im besten Fall entsteht hierbei ein Kalorienplus für den Menschen, was ganz im Sinne nachhaltiger Ernährungsstrategien ist.

Weinbergsboden

Auch dem Holz aus dem Weinberg ein zweites Leben schenken?

Natürlich fällt in einem Weingut nicht nur Trester an. Beim jährlichen Rebschnitt und auch bei Arbeiten zur Ertragsregulierung und der Laubwandpflege entstehen unter Umständen große Mengen Schnittgut. Dieses Schnittgut enthält genau wie der Trester Nährstoffe aus dem Weinbergsboden. Daher eignet es sich ebenfalls als Düngemittel und Winzer setzen es oft im Rahmen ihrer Düngemittelverordnung ein.

Ebenfalls interessant ist hier ein Blick in die Hallen des Weinguts Tenuta Manincor aus Südtirol. Die Winzer arbeiten hier nach biodynamischer Philosophie und führen Reste von Rebholz als Hackschnitzel der hauseigenen Biomasseanlage zu.

Mann schneidet eine Rebe

Moderne Konzepte und Ideen

Dass sich in der Welt des Recyclings und der Nachhaltigkeit viel entwickelt, beweisen nicht nur die Weingüter selbst, sondern auch Akteure aus anderen Wirtschaftszweigen. Ein hervorragendes Beispiel hierfür ist veganer Lederersatz aus Trauben.

Im Vergleich zu Leder aus Tierhaut gewinnen Hersteller den Grundstoff für ihr Traubenleder aus den Resten der Weinherstellung: Stiele, Fruchtfleisch, Traubenhäute und Traubenkerne verwandeln sich im Rahmen eines ausgeklügelten Prozesses in ein strapazierfähiges Gewebe, das Leder bemerkenswert ähnlich ist. Hieraus gefertigt werden dann beispielsweise Handtaschen oder auch Schuhe.

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