Die Temperatur nimmt großen Einfluss auf das aromatische Gefüge eines Weins – und dessen Entfaltung. Für verschiedene Weine gelten unterschiedliche Empfehlungen.

Trinktemperaturen – wann welcher Wein am besten mundet

Das Trinken von Wein gehört zu den Genussmomenten, die nur mit Achtsamkeit erlebt werden sollten. Doch auch ein ruhiges Umfeld und die notwendige Muße schützen nicht vor Fehlern bei der Behandlung des Tropfens im Glas. Besonders die Temperatur nimmt großen Einfluss auf das aromatische Gefüge und dessen Entfaltung. Für verschiedene Weine gelten unterschiedliche Empfehlungen. Ein Überblick.

Rotwein: nicht zu kühl genießen

Trinktemperatur Rotwein | Silkes Weinblatt

Rotwein entfaltet bei richtiger Temperierung und je nach Sorte Erkennungsmerkmale wie Gerbstoffe, Alkohol und Facettenreichtum. Wird er zu kalt serviert, wirken Gerbstoffe jedoch schnell bitter – während Alkohol bei zu hohen Temperaturen für einen zu dominanten Eindruck sorgt. Die Wahrheit liegt folglich beim Rotwein in der Mitte. Hinzu kommt, dass die konkrete Temperatur auch in Abhängigkeit vom Charakter des jeweiligen Tropfens gewählt werden sollte.

Kräftige und schwere Rotweine vertragen die höchsten Temperaturen und dürfen gerne bei rund 18 Grad Celsius serviert werden. Üppiger Tempranillo aus Spanien ist ein schönes Beispiel, denn seine Tannine verschmelzen dann mit der fruchtigen Energie, die sich am Gaumen bis in den Nachhall hinein darstellt. Bei mittelkräftigen Rotweinen darf es mit 16 bis 18 Grad Celsius etwas kühler werden. So gilt für den reinsortigen Tempranillo „Barón de Ley Reserva 2014“ eben diese Temperatur-Empfehlung. Auch Weine aus dem Bordeaux wissen den mittleren Temperaturbereich zu schätzen.

Zeichnet sich der Rotwein hingegen durch fruchtige Frische sowie wenig Gerbstoff aus und kommt er etwas leichter daher, sinkt die empfohlene Trinktemperatur auf etwa 14 bis 17 Grad Celsius.  Der „Sabor Real Seleccion Tinto 2016“ zeigt sich unkompliziert und nicht allzu wuchtig, weswegen er bei diesen Graden am besten schmeckt.

Weißwein: der Säure Harmonie verleihen

Trinktempertur Weisswein | Silkes Weinblatt

Wie bei den roten Tropfen gilt auch bei den Weißweinen: Der individuelle Charakter bestimmt über die Trinktemperatur. Daher werden restsüße Weißweine wärmer genossen als reife Tropfen, welche wiederum höhere Temperaturen vertragen als junge und trockene Weine mit präsenter Säure. Der „Schloss Johannisberger Riesling Kabinett Rotlack 2017“ beispielsweise kommt als Riesling mit stabiler Säure daher. Wird er zu warm getrunken, kann eben diese Säure den Wein aus dem Gleichgewicht bringen. Bei acht bis zehn Grad Celsius zeigt dieser Tropfen sein Potenzial jedoch besonders anschaulich. Gleiches gilt für alle anderen Weißweine mit trockenem Charakter und lebhafter Säure.

Weißweine, die für ihren Genießer eine reiche Vielfalt würziger Noten und reifer Nuancen bereithalten, können gerne bei zehn bis zwölf Grad Celsius serviert werden. In diesem Fall tritt die Säure bereits leicht in den Hintergrund, weswegen sie bei höherer Temperatur weiterhin zu bändigen ist. Mineralische, fruchtige und würzige Anklänge sowie süßliche Tendenzen profitieren dabei umso mehr. Zu sehen ist das beim „Dr. Loosen Ürziger Würzgarten Riesling Auslese 2016“.

Ist Süße das Zentrum des Weißweingenusses – etwa bei Spätlesen oder auch Eiswein – liegen Genießer mit einer Trinktemperatur von zwölf bis 14 Grad richtig. Die Üppigkeit des Weins wird betont, die Säure erhält etwas mehr Freiraum und auch verborgene Noten können sich im Glas besser entfalten.

Weitere Serviertemperaturen: Schaumwein, Portwein und Sherry

Ganz gleich ob Prosecco, Cava, Champagner oder Sekt: Schaumweine haben es gerne frisch. Niedrige Serviertemperaturen zwischen sechs und neun Grad Celsius fördern das Prickeln der Perlage und die Frische des Tropfens.

Bei Portwein und Sherry spielt die Süße im Tropfen eine entscheidende Rolle. Noten von Trockenfrucht und warmen Gewürzen ergeben ein recht üppiges Gesamtbild, das gemeinsam mit dem höheren Alkoholgehalt durchaus schwer wirken kann. Daher gilt für Sherrys und Portweine: Zu viel Wärme schadet dem Erlebnis. Bei acht bis maximal zwölf Grad erhalten Genießer ein angenehm frisches und harmonisches Aromengefüge, welches den Gaumen nicht überfordert.

Sofern der Hersteller auf seiner Flasche eine hiervon abweichende Empfehlung ausspricht, lohnt es sich oft, diese zu befolgen. Die Experten nämlich wissen oft sehr gut, was ihren Tropfen am besten gefällt.

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