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Wein-Philosophie: Korken oder Schraubverschluss?

Immer wieder kommt es leider vor, dass ein Wein korkt. Das ist natürlich besonders ärgerlich, wenn eine Flasche korkig ist, die schon einige Zeit im Weinkeller verbracht hat und auf deren Genuss sich der geneigte Weinfreund seit langem gefreut hat. Obwohl Korkschmecker in der Regel bei Weinen von renommierten Weingütern nicht allzu häufig vorkommen, erscheinen diese „Korker“ ab und zu im Glas. In diesem Fall kommt dann immer wieder die Frage auf, ob der Naturkorken die beste Verschlussart für Weinflaschen ist.

Aber woher kommt eigentlich der Korkgeschmack?

Hauptgrund dafür ist eine Verunreinigung des Korkens mit TCA (Trichloranisol), die aus einem von Mikroorganismen verursachten Schimmelpilz als Stoffwechselprodukt entsteht. Schon weniger als ein Milliardstel Gramm kann zu einer Kontaminierung und einem späteren Verderben des Weines führen. Da stellt sich doch die Frage, ob nicht andere Verschlussarten für Weinflaschen sinnvoll sind.

Die Herstellung von „klassischen“ Korken

Naturkork wird überwiegend aus der Rinde der Korkeiche aus Ländern des westlichen Mittelmeerraumes gewonnen. Die Korkrinde der Bäume wird alle acht bis zehn Jahre geschält – zum ersten Mal, wenn die Bäume ein Alter von rund 25 Jahren erreicht haben. Die erste Schälung wird allerdings noch nicht für die Korken-Produktion verwendet.

Herstellung von Korken aus Naturkork

Nach der Ernte der Korkrinde wird diese gelagert, abgekocht und nach Qualitäten sortiert. Anschließend werden Platten und schließlich Streifen in passender Größe geschnitten, aus denen dann die Korken ausgestanzt werden. Nach dem Bleichen werden die Korken noch geschliffen und nach Güteklassen sortiert. Am hochwertigsten und teuersten sind lange, gleichmäßige Korken mit sehr wenigen und feinen Poren. Diese Korken werden dann von den Spitzenweingütern für ihre besten Weine verwendet.

Weine mit Korken

Produktbild zu Köhler-Ruprecht Spätburgunder Kabinett trocken 2021 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Pfalz
Geschmack: trocken
Produktbild zu Markus Schneider MELE KALIKIMAKA 2021 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Pfalz
Geschmack: trocken
Produktbild zu Meyer Näkel Spätburgunder Grauwacke 2021 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Ahr
Geschmack: trocken
Produktbild zu Meyer-Näkel & Klumpp Hand in Hand Spätburgunder 2022 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Baden
Geschmack: trocken

Die bekanntesten Alternativen zum klassischen Korken

Der Schraubverschluss

Früher wurde nur für sehr einfache Weine der Schraubverschluss als Verschlussart gewählt. Mittlerweile sind aber auch viele edle Weine – bis hin ins Segment weit über 100 Euro – mit einem Schraubverschluss ausgestattet. Dies gilt nicht nur für große Weine aus Übersee, sondern auch mehr und mehr für edle Rotweine aus Deutschland, Spanien und Italien. Die meisten Winzer in Europa und insbesondere in Frankreich sind aber bei edlen Rotweinen der klassischen Verschlussart Naturkork treu geblieben. Argumentiert wird hier, dass der Wein angeblich einen Naturkork braucht, um zu atmen und sich dadurch weiterzuentwickeln.

Der Kunststoffkorken

Diese Verschlussart wird häufig für einfache Rotweine sowie für Rosé- und Weißweine verwendet. Durch die geringen Herstellungskosten sind Kunststoffkorken bei vielen Winzern recht beliebt geworden. Geeigneter Kunststoff besitzt in den ersten Jahren eine sehr gute Elastizität und ist somit in der Lage, die Weinflasche relativ dicht abzuschließen. Eine lange Weinlagerung ist erfahrungsgemäß mit Kunststoffkorken nicht sinnvoll, da der Kunststoff mit der Zeit ermüdet.

Der Glasverschluss

Diese moderne Verschlussart aus Glas mit einer gummierten Dichtung ist rund 2 bis 3 cm lang und hat die Form eines Pfropfens. Um den Glasverschluss vor Beschädigungen zu schützen, wird er in der Regel durch eine Aluminium- oder Kunststoffkapsel geschützt. Einsatzbereiche sind in erster Linie jung zu trinkende Weiß- und Roséweine. Die Flasche wird von Hand – ohne Korkenzieher – geöffnet. Langzeitstudien gibt es zu dieser Verschlussart noch nicht.

Der Schraubverschluss ist in der Weinwelt angekommen

Viele Weinfreunde sind in den letzten Jahren zu Fans des Schraubverschlusses geworden. Zwar fehlen hier die Zeremonie des Korkenziehens und ebenso das „wein-erotische“ Geräusch des ploppenden Korkens – dafür entfällt die mögliche Enttäuschung durch Korkschmecker. Außerdem entstehen keine Verdunstungsverluste und damit zusätzliche Oxidationsrisiken bei sehr langer Lagerung.
 
Zur Theorie, dass der Wein durch den Korken atmen müsse, um sich zu einem großen Wein zu entwickeln, gibt es Langzeituntersuchungen, beispielsweise an spanischen Weinbauinstituten. Die langsame Diffusion mit Sauerstoff führt zu einer schleichenden Oxidation und somit zu einer schnelleren Alterung. Beim Schraubverschluss bleibt der Oxidationsschutz durch Sulfite oder Tannine viel länger erhalten und führt zu einer langsameren Reife und einer viel längeren Lagerfähigkeit.

Weine mit Schraubverschluss

Produktbild zu Markus Schneider URSPRUNG 2021 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Pfalz
Geschmack: trocken
Produktbild zu Manz Spätburgunder trocken 2021 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Rheinhessen
Geschmack: trocken
Produktbild zu Friedrich Becker Spätburgunder trocken 2019 von

Land: Deutschland
Anbauregion: Pfalz
Geschmack: trocken

 

Der Wein-Korken wird bleiben

Nun wird wohl niemand auf seinen Lieblingswein mit Naturkork für seinen Weinkeller verzichten – die Umstellung auf einen Schraubverschluss ist aber mittlerweile oft nicht nur geduldet, sondern von vielen Weinfreunden sogar gewünscht. Das tut aber der Tatsache keinen Abbruch, dass sowohl von vielen Winzern als auch von Wein-Genießern am klassischen Kork-Verschluss festgehalten und selbiger favorisiert wird. Schlussendlich ist die Entscheidung, womit eine Weinflasche verschlossen sein sollte, eine Geschmackssache, die von Faktoren wie Tradition, Überzeugung und persönlichem Empfinden geprägt ist.

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