Mit dem Odenwald im Rücken und der flachen Weite des Rieds vor sich liegt das Weinbaugebiet Hessische Bergstraße durchaus vorteilhaft. Nur rund 441 Hektar stehen hier unter Reben, was diese Region zum kleinsten eigenständigen Anbaugebiet der Bundesrepublik macht. Der Genuss allerdings ist zu echter Größe fähig. Von kräftigen und herzhaften Tropfen bis hin zu Finesse und Eleganz bringt die Vielfalt der Bergstraße zahlreiche Genussmomente mit.
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Die Geschichte der Bergstraße: Aus eins mach zwei
Wie in den meisten anderen Weinbaugebieten Deutschlands geht der Anbau von Reben und deren Kultivierung auch an der Bergstraße auf die Römer zurück. Das Gebiet, damals „strata montana“ genannt, erwies sich bereits vor mehr als 2.000 Jahren als vorteilhaft für den Weinbau – denn hier scheint die Sonne oft, es regnet nicht zu viel und auch heftige Winde sind eine Seltenheit.
Im achten Jahrhundert dann erfolgte die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus an der Bergstraße. Der Lorscher Codex, auch Codex Laureshamensis genannt, unterstrich die Bedeutung der Reben in Zeiten des frühen und auch späteren Mittelalters. Mönche des Klosters Lorsch hielten die Tradition aufrecht.
Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg entwickelte sich die Bergstraße recht konstant zu einer bedeutsamen Größe der deutschen Weinwelt. Auch wenn die Fläche weiterhin überschaubar bleibt, sind Bergsträßer Tropfen den meisten Genießer wohlbekannt. Dass das Weinbaugebiet Bergstraße so klein ist, liegt im Übrigen daran, dass es 1971 zu einer Teilung kam.
Bis zu diesem Zeitpunkt zog sich das Gebiet Bergstraße von Hessen bis nach Baden-Württemberg. Nachdem jedoch ein neues Gesetz eingeführt worden war, fand eine Neustrukturierung in Baden statt, die die Aufnahme des Baden-Württembergischen Teils der Bergstraße mit sich brachte. Dieser Teil ist heute nicht eigenständig, sondern gehört zu Baden. Die „Hessische Bergstraße“ jedoch genießt weiterhin Eigenständigkeit, auch wenn sie zunächst dem Rheingau angegliedert werden sollte.
Geografie und Klima
Die Gemeinden an der Hessischen Bergstraße schmiegen sich eng an jene Hänge, die das Tor zum Odenwald bilden. Daher handelt es sich bei etwa 25 Prozent der Weinberge in dieser Region um Steillagen. Darüber hinaus ist die Hessische Bergstraße ein sehr heterogenes Anbaugebiet, hier finden sich auf einer vergleichsweise kleinen Fläche viele Winzer, Kleinklimata und Rebsorten.
Die Hessische Bergstraße lässt sich in zwei Zonen gliedern:
- Starkenburg mit drei Groß- und 24 Einzellagen
- und Umstadt.
Der größte Teil des Weinbaus findet zwischen den Städten Heppenheim und Zwingenberg statt. Hier verlaufen zahlreiche Wanderwege durch die Weinberge und auch die berühmte Weinlagenwanderung wird ihrem Namen mehr als gerecht.
Klimatisch sticht die Bergstraße durch milde Temperaturen und nahezu mediterrane Witterung hervor. Kein Wunder, dass sie nebenbei den Spitznamen „Riviera Deutschlands“ trägt. Doch nicht nur das Klima ist vorteilhaft für den Weinbau – auch die Bodenbeschaffenheit sorgt für eine gute Versorgung der Reben während der recht langen Vegetationsphase.
Rebsorten und Genuss an der Bergstraße
Ein Star der Hessischen Bergstraße ist zweifellos der Riesling. Er nimmt etwas mehr als die Hälfte der Rebfläche ein. Ihm folgen mit gebührendem Abstand weitere helle Sorten wie Müller-Thurgau und Grauburgunder. Im Bereich der Rotweine, die insgesamt nur knapp zwölf Prozent der bestockten Rebfläche einnehmen, spielen Rebsorten wie Spätburgunder, St. Laurent und Dornfelder bedeutende Rollen.
Die Hessische Bergstraße ist folglich ein Weißwein-Gebiet. Die Lust auf rote Tropfen jedoch sorgt für eine stetige Vergrößerung der mit dunklen Sorten bestockten Fläche. Es ist aber dennoch unwahrscheinlich, dass sich aus der Hessischen Bergstraße einmal ein Rotweingebiet entwickeln wird.
Unabhängig von den Rebsorten präsentieren Winzer an der Bergstraße hochqualitativen Wein. Auf der Suche nach Tropfen mit starkem Rebsortencharakter oder auch Terroir-Bezug werden Genießer in der Region zweifellos fündig. Weine mit stabil eingebundener Säure und einer gewissen Herzhaftigkeit bilden das Herz des Anbaugebiets. Viele Winzer investieren seit einigen Jahren aber auch in die Kreation eleganterer Tropfen mit feinfruchtiger Finesse. In jedem Fall lohnt es sich, beide Varianten kennenzulernen.
Weine aus deutschen Anbaugebieten
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.