Das Anbaugebiet Bordeaux gehört zu den wohl prestigeträchtigsten der Welt. Viele Genießer verbinden den Namen mit großen Rotweinen aus Frankreich. Doch das Bordelais, wie die Region in Frankreich heißt, bietet nicht nur roten, sondern auch frische Weißweine, Rosés und Crémant de Bordeaux. In jedem Fall dienen die Winzer, Châteaus und Weinberge dieses Gebiets in vielerlei Hinsicht als Maßstab. Nicht zuletzt auch im Umweltbewußtsein. Die Bordelaiser Winzer sind hier Vorreiter und bereits heute sind 75 Prozent der Weinberge umweltzertifiziert. Ziel bis 2030: 100 Prozent!
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte des Bordeaux: Von Römern und Königen
Der Weinbau geht in der Region bereits auf die frühen Römer zurück. Sie kultivierten die ersten Reben, erzeugten Weine und handelten mit Britannien. Bereits in den fünfziger Jahren nach Christus gab es nennenswerte Rebflächen, die Lesegut für ganze Legionen lieferten. Im zwölften Jahrhundert entwickelte sich Bordeaux schnell. Da Bordeaux in der Region Aquitannien rund 300 Jahre zu englischen Krone gehörte, genossen die Winzer des Bordelais die Vorzüge einer engen Handelsbeziehung zu England. Schon im 14. Jahrhundert bauten sie ihre Reben auf einer Gesamtfläche von rund 100.000 Hektar an.
Bordeaux als Weinregion und Handelsplatz erlebte im Laufe der Jahrhunderte Höhen und Tiefen. Mit der Klassifizierung im Médoc (ein Sumpfgebiet, das erst im 16. und 17. Jahrhundert von niederländischen Experten trocken gelegt wurde) und weiteren Unterregionen ab 1855 erreichten einige Güter des Bordeaux Weltruhm, der bis heute anhält. Ende des 19. Jahrhunderts jedoch sorgten der Mehltau sowie die Reblaus für Rückschläge. Besonders die Reblaus stürzte die Region in die Krise. Die jungen Reben konnten in den Jahren danach nicht an die bisherige Qualität anknüpfen, weshalb gepanschter Wein zum Problem wurde. 1911 schufen die Verantwortlichen gesetzliche Rahmenbedingungen, 1936 wurde die Appellation d’Origine Contrôlée eingeführt.
Seitdem arbeiten die Winzer des Bordelais ehrgeizig an qualitativ hochwertigen Tropfen und gesunden Reben. Ihrer Leidenschaft ist es zu verdanken, dass das Anbaugebiet heute wieder für hochklassige Weine steht.
Bordeaux heute: Land und Klima
Das Bordeaux liegt im südwestlichen Frankreich innerhalb des Départements Gironde. Die Rebfläche umfasst heute rund 108.000 Hektar. Die Flüsse Garonne und Dordogne, die sich zur Gironde vereinigen, und ganz unterschiedliche Bodenformationen bestimmen das landschaftliche Gesamtbild. Links von Gironde und Garonne erstreckt sich das Weinbaugebiet bis an den Atlantik. Insgesamt gibt es im Bordeaux 65 Appellations d’Origine Contrôlée, kurz AOCs. Die Gebiete Bordeaux und Bordeaux Supérieur bilden die Grundlage und machen rund 44 Prozent aller erzeugten Weine aus. Mehr als ein Viertel der Erzeugung stammt aus den Unterregionen:
- Entre-Deux-Mers
- Haut-Médoc
- und Graves
Hinzu kommen Appellationen mit kommunalem Bezug. Diese machen rund zwanzig Prozent der gesamten Produktion ein, stehen aber für die teuersten Weine. In diese Kategorie fallen folgende Namen:
- Pomerol
- Margaux
- Pauillac
- und Sauternes
Im Bordeaux herrscht ein meist mildes Klima. Aufgrund der Größe des gesamten Gebiets kommen die Winzer jedoch in den Genuss zahlreicher Mikroklimata. Ob eine Appellation näher am Atlantik oder im Inland liegt, beeinflusst Rebsorten und Wein zweifellos. Daher steht nicht jede Region ausschließlich für roten Wein. In Entre-Deux-Mers bildet der Weißwein das Zentrum, in Sauternes edelsüßer Wein aus weißen Rebsorten. Gut für die Reben ist, dass es sich beim Bordeaux um eine sonnenverwöhnte Region handelt. Bei mehr als 1.200 Sonnenstunden jährlich reift das Lesegut hervorragend aus. Jedoch macht auch in Bordeaux der Klimawandel nicht halt, sodass es in den vergangenen Jahren häufiger zu Frost, Hagel und Starkregen oder Hitzeperioden gekommen ist.
Ähnlich wie das Klima verhält sich auch der Boden im Bordelais. Von Kalk über Lehm bis hin zu Sand und Kieseln offenbart der Charakter des Untergrundes je nach Appellation andere Details. Für die Vielfalt der Weine ist dies ein Glück. So ist es den Winzern möglich, sehr individuelle Genussmomente zu kreieren.
Die Weine aus dem Bordelais
Etwa 85 Prozent aller Weine aus dem Bordelais sind rot. Zu den wichtigsten Rebsorten für Rotweine der Region zählen:
- Merlot
- Cabernet Sauvignon
- Cabernet Franc
- Malbec (auch Côt)
- Petit Verdot
- und Carménère
Grundsätzlich gilt hier die Regel: Links der Flüsse dominiert der Cabernet Sauvignon, rechts von ihnen der Merlot.
Bei Weißweinen spielen die Rebsorten Sémillon und Sauvignon Blanc die bedeutendsten Rollen. Nicht nur in den edelsüßen Weinen von Sauternes sind weiße Sorten die Grundlage. Auch trockene Weißweine, beispielsweise aus der AOC Graves, gehören heute zu beliebten Genüssen. In Entre-Deux-Mers produzieren Winzer vor allem Sauvignon Blanc-Tropfen.
Neben den Weißen gibt es auch spannende Roséweine und den einzigartigen Bordeaux Clairet, einen traditionell in der Farbe eher an einen hellen Rotwein erinnernden Wein. Die Crémant de Bordeaux können aus allen zugelassenen Rebsorten des Bordeaux erzeugt werden. Jedoch ist ausschließlich Handlese erlaubt.
Die meisten Weine aus den Appellationen basieren auf mehreren Rebsorten. Die jeweilige Cuvée ist bei den traditionsreichen Häusern das Ergebnis langjähriger Arbeit in Weinberg und Keller. Je nach Klima, Jahrgang und Qualität verändert sich das Profil mitunter. Ziel ist es dabei stets, Genießern in aller Welt ein verlässliches Niveau zu bieten. Eine Reise durch Bordeaux und die Appellationen lohnt sich und überrascht auch erfahrene Gaumen hin und wieder. Die Vielfalt der Tropfen nämlich geht weit über die berühmten Rotweine hinaus. Und auch reinsortige Weine, jenseits der Kunst der Vermählung, sind im Kommen!
Unsere Weine aus dem Bordeaux
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.