Schon vor einigen Jahrhunderten legten Mönche den Grundstein für die heutige Landschaft entlang des Jakobsweges. Viele Jahre lang kultivierten sie Reben und brachten diese mit in neue Regionen, wo sie sich bis heute finden. Wer auf dem Jakobsweg wandert, findet deshalb viele Weinreben entlang der Route und lernt gleich mehrere Weinregionen kennen. Ein Blick auf die beliebteste Strecke unterstreicht das.
Inhaltsverzeichnis
Die klassische Route beginnt in den Pyrenäen
Der Jakobsweg ist lang und weit verzweigt. In vielen europäischen Regionen finden sich entlang von Wanderwegen die bekannten Symbole. Wer vom Jakobsweg spricht, meint damit jedoch zumeist nicht das gesamte Netz, sondern den sogenannten Camino Francés. Dieser liegt zwischen dem französisch-spanischen Grenzgebiet und der Stadt Santiago de Compostela in Nordwest-Spanien.
Ausgangsort und somit Start der Wanderreise ist in der Regel St. Pied de Port im Département Pyrénées-Atlantiques. Von hieraus sind es rund 800 Kilometer, bis Reisende schließlich am Ziel ankommen. Santiago de Compostela ist deshalb das offizielle Ziel des Jakobsweges, weil hier laut Legende das Grab des Apostels Jakobus liegen soll.
Der Camino Francés selbst ist geprägt von einer vielfältigen Landschaft, historischen Ortschaften, Burgen, Kathedralen und Weingütern. Das Klima entlang der Strecke ist nahezu durchgehend prädestiniert für den Weinbau, unterscheidet sich aber je nach Region durchaus. Deshalb haben Reisende die Chance, nicht nur klassisch spanische Rotweine, sondern auch Rosé und Weißwein kennenzulernen.
Weinbaugebiete entlang des berühmten Pilgerwegs
Schon auf den ersten Etappen des Camino Francés ist der Wein ein steter Begleiter. Die Region Aragón bietet Wanderern und Pilgern vielfach Möglichkeiten, feine Weine wie jene aus Somontano zu genießen. Die Pyrenäen zeigen sich hier noch einflussreich. Die meisten Weine in der D.O. Somontano sind Rotweine, etwa aus Tempranillo und Moristel, aber auch aus Merlot, Pinot Noir und Syrah.
Während des Wanderns durch Navarra zeigen sich mit jedem zurückgelegten Kilometer neue Einflüsse und Eindrücke. Wanderer gelangen schließlich an die Grenze der Region und betreten den Boden der berühmten DOCa Rioja. Zahlreiche Weingüter locken entlang der Strecke und in kleinen Ortschaften mit hervorragendem Rotwein. Zu den klassischen Rebsorten hier zählen Tempranillo, Garnacha und Mazuelo. Viele der Weine reifen im Barrique, denn die Winzer aus La Rioja orientieren sich bis heute an der Weinkunst der französischen Region Bordeaux.
Auf Rioja folgt entlang des Jakobsweges die Region Castilla y León. Auf einem Hochplateau gelegen, ist sie Heimat gleich mehrerer kleiner DO-Gebiete. Pilger haben unter anderem die Chance, die Weine aus Bierzo zu kosten. Allgemein lohnt sich jedoch nicht nur ein Blick auf die DO-Tropfen von Castilla y León, denn auch außerhalb der strenger regulierten Gegenden finden sich zahlreiche hochklassige Genussmomente. Weiter dominiert hier der Rotwein aus Tempranillo, Garnacha und Mencía. Weißweine aus Castilla y León spiegeln den Charme von Viura und Verdejo.
Am Schluss der Reise, nach vielen zurückgelegten Kilometern durch Castilla y León, gelangen Wanderer nach Galicien. Zwischen O Cebreiro und Santiago de Compostela bieten sich besonders die Orte Arzúa und Palas de Rei an, um die Weine der Region zu entdecken. Hier spielt auch der Weißwein eine besondere Rolle, denn die Nähe des Atlantik in der Region Rías Baixas bringt feine Tropfen aus Albariño hervor.
Ein Weinbrunnen erzählt von alter Tradition
Wer auf dem Jakobsweg zwischen Navarra und Galicien wandert, erlebt nicht nur besondere Nähe zu Natur und Weinbau, sondern auch zu den Menschen vor Ort und ihrer Kultur. Nicht selten kommt es vor, dass Weinbauern Wanderer spontan zu sich einladen und ihnen frischen Saft aus Trauben direkt vom Rebstock anbieten. Verkostungen in kleinen Bodegas, gemütliches Beisammensein mit anderen Wanderern und vor allem auch die Kombination aus Kulinarik und Wein machen den Camino Francés für Weinliebhaber so interessant.
Ein kurzer Halt lohnt sich in jedem Fall nahe der kleinen Stadt Estella in Navarra. Hier gibt es das frühere Klosterweingut Bodegas Irache, welches einen besonderen Weinbrunnen für Pilger und Wanderer bietet. Aus kleinen Hähnen gezapfter Rotwein steht hier als besondere Erinnerung an die Reise bereit.
Wein auf dem Jakobsweg ist vielfältiger als gedacht
Tempranillo aus Somontano, klassischer Rioja mit Barriquecharakter, die Rotweine aus Bierzo und in Galicien fruchtiger Albariño: die Weinvielfalt entlang des Camino Francés ist riesig. Wer den gesamten Weg zu Fuß zurücklegt und auch die Weine der durchwanderten Regionen kennenlernen möchte, tut gut daran, entlang der Route nach kleinen Weingütern Ausschau zu halten.
Und ist all das noch nicht genug, bleibt die Tatsache, dass der Camino Francés nur ein Teil des gesamten Jakobsweges ist. Auch im Burgund und in Bordeaux finden sich beispielsweise Etappen, die Wanderern den Rotwein Frankreichs näherbringen. Nicht zu vergessen ist außerdem der rund 150 Kilometer lange Abschnitt im Weinviertel, der zwischen Drasenhofen und Krems traumhafte Landschaften und österreichischen Wein zusammenbringt. Die Beziehung von Jakobsweg und Wein ist folglich ein Thema, das Genießer über Jahre hinweg fasziniert und immer neu begeistert.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.