Von der Antike über das Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein konnte sich die Weinkultur weit entwickeln. Das jedoch bedeutet nicht, dass ab dem 18. Jahrhundert Stillstand herrschte. Im Gegenteil. Zwischen 1700 und heute liegen in puncto Weingeschichte Jahrzehnte des Wandels, der Entdeckungen, der Katastrophen und des technologischen Fortschritts.
Inhaltsverzeichnis
18. Jahrhundert: Der Weinbau lebt auf
Nachdem in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts klimatisch schlechte Bedingungen für den Weinbau herrschten, besserten sich die Zustände nach der „kleinen Eiszeit“ zügig. In Klöstern wurde emsig am Weinbau gearbeitet. Noch vor der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts kam es zur Abfüllung von Wein auf Flaschen und zur Gründung des berühmten Champagnerhauses Ruinart Père et Fils in Frankreich.
Dort, wo das Klima es bereits zuließ, entwickelte sich der Weinbau schnell. An den Ufern von Mosel oder Rhein waren Qualitätssteigerungen möglich und es gab Hinweise auf Auslesen und Kabinettweine. Kurz vor dem Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten Mönche im Rheingau die Spätlese und legten somit den Grundstein für eine weitere Qualitätsstufe. Viele Winzer und Experten befassten sich zu dieser Zeit der Weingeschichte mit den Möglichkeiten des technischen Fortschritts und brachten Lösungen auf den Weg.
Auch international tat sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts viel: In Portugal erfolgte 1761 die amtliche Anerkennung von Portwein und seinem geschützten Anbaugebiet. In Kalifornien erlebte der Weinbau seine Anfänge.
19. Jahrhundert: Ein herber Rückschlag
Der Fleiß des 18. Jahrhunderts schlug sich während des 19. Jahrhunderts nieder. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde die Drahtrahmenerziehung zum neuen Standard, es gab modernere Pressen und die Abwehr von Schädlingen etablierte sich. Die alten Würzweine verschwanden vollständig.
In den Kellereien und Weingütern des 19. Jahrhunderts fanden sich immer mehr Maschinen. Das Pressen des Leseguts, die Abfüllung auf Flaschen und auch das Verschließen mit Korken erfolgten bald nicht mehr von Hand. Bedeutende Geschehnisse während dieser Zeit waren außerdem die Erfindung der Mostwaage durch Ferdinand Öchsle und die Erzeugung des ersten Eisweins im Jahre 1830.
Deutschlands Weinkultur entwickelte sich im 19. Jahrhundert zunächst prächtig. Die Rebflächen wuchsen rapide. Unter französischem Einfluss vollzog sich eine Qualitäts-Offensive, die vielversprechende Weine hervorbrachte.
Dass in diesem Jahrhundert jedoch auch der Echte Mehltau, die Reblaus und der Falsche Mehltau nach Europa gelangten, sorgte für ein jähes Ende der Entwicklung und für ein dunkles Kapitel in der Weingeschichte. Viele Winzer verloren ihre Existenz und die Rebfläche verringerte sich erheblich. Nahezu kein Land innerhalb Europas blieb verschont.
Der gemeinsame Kampf gegen Pilze und Schädlinge brachte die deutschen Winzer und Lehranstalten zusammen. Es wurden neue Rebsorten gezüchtet, die Pfropfung auf resistente Unterlagen entstand und die Krise schien überstanden.
20. Jahrhundert: Eine wechselvolle Zeit
Der Erste und Zweite Weltkrieg hielten die globale Weinkultur im zwanzigsten Jahrhundert in Atem. In den ersten Jahren kam es nicht nur in Deutschland zu Rückschlägen und Konflikten. Auch Frankreich litt bereits um 1907 an erheblichen Preisstürzen, was Fälschen und Demonstrationen auslöste. Deutschland reagierte auf das Geschehen mit der Verabschiedung eines eigenen Weingesetzes, das Anbaugebiete, Anreicherung und weitere Details regelte. Dieses Gesetz wurde 1930 noch einmal überarbeitet, um Qualitätseinbußen durch Verschnitte zu verhindern.
Während Deutschland seine erste Weinkönigin kürte und die Deutsche Weinstraße einweihte, kam der Weinbau in den USA und Kanada aufgrund der Prohibition bis 1934 zum Erliegen. Nach deren Ende jedoch kam es zum Boom und zahlreiche Kellereien wurden gegründet.
Der Zweite Weltkrieg war ein weiterer Tiefpunkt in der Weingeschichte und setzte dem Weinbau erneut stark zu. Erst nach seinem Ende erholte sich die Weinkultur in Europa langsam. Ein starker Wille zu innovativem Handeln und große Neugierde führten letztlich dazu, dass sich die alte Qualität bald wieder zeigte. 1969 wurden in Deutschland drei Güteklassen eingeführt, während sich in Frankreich der Bordeaux-Boom abzeichnete.
Während der siebziger Jahre plagten sich nahezu alle Weinländer Europas mit Überproduktion, Massenwein und sinkender Qualität. Skandale um Flüssigzucker, Glykol und Methanol führten bis in die achtziger Jahre hinein zur großen Vertrauensverlusten. In Frankreich verschärfte sich die Lage durch die teilweise gewalttätigen Aufstände der Winzer gegen Importweine aus Italien.
Herbe Rückschläge, Anbaustopp und rigorose Neuregelungen verhalfen dem Weinbau zu altem Glanz. Seitdem und bis heute entwickelt sich die Weinkultur kontinuierlich weg vom Massenprodukt. Ertragsreduktion, Höchstgrenzen für die Lese und streng unterteilte Lagen spielen wichtige Rollen. Nicht vergessen werden darf dabei auch, dass viele Weingüter heute von jungen Generationen übernommen werden. Sie führen die Häuser ihrer Familien in eine technologisch fortschrittliche Zeit und entdecken zeitgleich, wie wichtig die Bewahrung der Natur im Weinberg ist.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.