Jedes Jahr aufs Neue zieht es Winzer und ihre Mitarbeiter mit einem besonderen Ziel in die Weinberge. Die Trauben, welche während der Vegetationsperiode an den Reben heranreiften und jetzt prall und saftig erscheinen, sind für die Lese bereit. Nun gilt es, die Früchte behutsam von den Gewächsen zu nehmen und in den Keller zu bringen. Eine Aufgabe, die bei manchen Gütern mehrere Wochen dauert. Wie die Lese war, ist dabei eine spannende Frage, denn sie weist auch auf die Jahrgangsqualität hin. Das wissen wir über 2022.
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Trockener und heißer Sommer beeinflusste die Lese
Der Sommer des Jahres 2022 zeigte sich wie auch in den Jahren zuvor vergleichsweise trocken und warm. Hitzewellen prägten die Natur in allen Anbaugebieten Deutschlands und sorgten gerade in jungen Rebanlagen für Stress bei den Gewächsen. Überrascht waren viele Winzer angesichts der Tatsache, dass sich tiefer wurzelnde Reben und ältere Weinberge sehr gut mit der Trockenheit arrangierten. Für Winzer bedeuteten Hitzewellen und Trockenheit dennoch einige Stunden Mehrarbeit unter freiem Himmel.
Die Lese kam in Deutschland auch im Jahr 2022 wieder ein wenig früher als noch vor einigen Jahren. Die Trauben reiften deutlich zügiger heran, was unter anderem auch mit dem früher beginnenden Reifeprozess zusammenhängt. Vor allem im Süden der Bundesrepublik spürten viele Winzer diesen Einfluss, der sich möglicherweise auch aufgrund des Klimawandels ergibt. Allgemein verkürzt sich auch die Dauer der Lese in vielen Regionen, sodass die Arbeit im Keller 2022 bereits zu Zeiten begann, die Jahre zuvor noch mitten in der Lese lagen.
Lesezeitpunkte in Franken neu gemischt
Wie der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) berichtete, beeinflusste das trockene Jahr 2022 auch die Lesereihenfolge bei den klassifizierten Weinen. Ist es in manchen Jahren möglich, erst zum Schluss die VDP. ERSTEN LAGEN und die VDP.GROSSEN GEWÄCHSE zum Schluss zu lesen, stellten die Verantwortlichen diesen Ablauf 2022 einmal auf den Kopf. So begann die Lese in Franken mit den hochkarätigsten Lagen und erst hiernach lasen die Winzer auch die VDP.ORTSWEINE und die VDP. GUTSWEINE.
Regen im September – gut für die Rebe, mühsam für die Winzer
Dass auf einen trockenen Juli und August ein regnerischer September folgte, war für die Winzer in diesem Jahr sowohl Grund zur Freude als auch ein Ärgernis. Denn während die Reben in einigen Weinbergen das Wasser vom Himmel dringend benötigten und die Böden etwas aufatmeten, gestaltete sich die Lese komplizierter. Häufiger unterbrachen Winzer den Prozess und die Arbeit in den Weinbergen erwies sich vergleichen mit dem Lesen auf trockeneren Böden als weitaus beschwerlicher.
Optimistische Sicht auf den Jahrgang 2022
Während die eher heißen Wochen der Vegetationsperiode in 2022 Winzern nicht selten Sorgenfalten auf die Stirn trieben, zeigen sich die meisten Verantwortlichen in den Regionen nun angenehm optimistisch. Mitunter sorgte das Sommerwetter tatsächlich für geringere Erträge und kleinere Früchte. Es ist daher möglich, dass manche Prognose nachträglich etwas sinkt. Allgemein jedoch gilt: Der heiße Sommer erwies sich vielerorts als zuträglich für die Qualität der Früchte. Viele Sonnentage sorgten dafür, dass auch Rotweine und Weißweine intensiv heranreiften.
Was die Erträge betrifft, gibt es bisher zudem kaum Klagen über herbe Einbrüche. Winzer in sonnenreichen und warmen Regionen wie Baden berichten außerdem, dass das diesjährige Klima sogar in Bezug auf eventuelle Schädlings- oder Pilzprobleme positiven Effekt hatte. Auch starker Hagel kam in Baden im Jahr 2022 nicht vor. Franken verkündet bislang ebenfalls marktkonforme Lesemengen. Abzuwarten bleiben die Zahlen der Weinerzeugungsmeldungen in den Regionen zwar weiterhin, 2022 jedoch scheint bisher ein gutes Jahr für den deutschen Wein zu sein.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.