Die Welt des Weins umfasst nicht nur zahllose Rebsorten, Länder und Regionen: Auch die Sprache selbst ist es, welche der Weinkultur ihr einzigartiges Gesicht verleiht und auch erfahrene Genießer vom freiwilligen Lernen neuer Vokabeln überzeugt. Die folgenden zwanzig Weinbegriffe gehören zweifellos zu den wichtigsten.
Inhaltsverzeichnis
7 Bedeutende Weinbegriffe für die Sinne
Die ersten sieben Begriffe aus der Weinsprache drehen sich rund um die menschlichen Sinne. Wie Genießer einen Wein wahrnehmen, welche besonderen Eindrücke es gibt und was diese hervorruft, beschreiben Worte wie diese:
1. Adstringenz
Mit Adstringenz gemeint ist ein pelziges Gefühl im Mundraum. Ein Wein hinterlässt dieses trockene, leicht raue Mundgefühl aufgrund enthaltener Tannine. Die Gerbstoffe im Wein reagieren mit Eiweißen der Mundschleimhaut, woraufhin diese ihre Struktur verändern.
2. Bukett
Das Bukett beschreibt den Duft eines Weines. Genießer erkunden diesen mit der Nase detailliert, bevor sie den Wein trinken. Der Begriff selbst stammt aus der französischen Sprache, weshalb das Bukett häufig auch „Bouquet“ genannt wird. Übersetzt bedeutet dies Blumenstrauß. Welche Nuancen das Bukett bereithält, hängt mit Rebsorten, Terroir und Ausbau zusammen.
3. Extrakt
Der Extrakt eines Weines ist das, was den Körper des Tropfens bildet. Verschiedene Stoffe wie Mineralien, Glyzerin, Zucker, lösliche Ballaststoffe und Säuren finden sich in unterschiedlicher Konzentration. Je extraktreicher ein Wein ist, desto viskoser und üppiger fühlt er sich im Mund an. Spät gelesene Weine, edelsüße Tropfen und kräftige Rotweine mit langer Reifezeit sind oft recht reich an Extrakt.
4. Kirchenfenster
Das Kirchenfenster ist, um den vorherigen Begriff noch einmal aufzugreifen, ein gutes Zeichen für einen extraktreichen Wein. Hierbei handelt es sich um ein optisches Anzeichen für die Viskosität. Beim Schwenken des Glases fließt der Wein nicht glatt an den Glasrändern herab, sondern bildet spitz- und rundbogige Fenster, welche optisch Kirchenfenstern ähneln. Ursache für die Entstehung des Phänomens ist die veränderte Oberflächenspannung der Flüssigkeit, da der enthaltene Alkohol schneller als Wasser verdunstet.
5. Tannin
Tannin ist ein pflanzlicher Gerbstoff, mit dem sich Gewächse in der Natur unter anderem vor Schädlingen schützen. Bei Weintrauben findet sich das Tannin vor allem in den Häuten der Beeren, deren Kernen und dem Stielgerüst. Vor allem im Rotwein spielt Tannin eine bedeutende Rolle. Es erzeugt im Mund häufig ein Gefühl von Adstringenz.
6. Nachhall
Der Nachhall markiert den Schluss eines jeden Genussmoments. Nachdem der Genießer den Wein herunterschluckt, bleibt noch einige wenige Sekunden lang ein sensorischer Eindruck bestehen. Vor allem über die retronasale Verbindung beim Ausatmen zeigen sich dann noch einmal spezielle Noten wie etwa mineralische, fruchtige oder würzige. Die Einheit für die Länge des Nachhalls ist „Caudalies“, angegeben wird sie in Sekunden.
7. Weinfehler
Einen Weinfehler wünscht sich kein Genießer im Glas. Verschiedene Fehler weisen auf unterschiedliche Vorgänge hin, die die Optik, den Geschmack und den Geruch eines Weines verändern. Hierzu gehören beispielsweise Essignoten und Korkgeschmack.
10 Weinbegriffe aus Weinberg und Keller
Wer in die Welt des Weines eintaucht, lernt auch die Arbeit der Winzer aus aller Welt zu schätzen. Um herauszufinden, was zwischen Weinberg und Flasche geschieht, ist ein offenes Ohr für die Experten und Expertinnen unverzichtbar. Für ein besseres Verständnis sorgen die folgenden Weinbegriffe:
1. Ausbau
Der Ausbau beschreibt, welche Maßnahmen ein Winzer nach der Gärung und vor der Abfüllung eines Weines vornimmt. Hierzu gehört oft das Lagern von Weißweinen auf der Feinhefe in Edelstahltanks oder auch das Reifen von Rotweinen in Holzfässern. Für den Ausbau stehen darüber hinaus verschiedene Behälter wie Glasballons, Karaffen und Betoneier bereit.
2. Barrique
Ein Barrique ist ein Holzfass aus Eichenholz, welches für gewöhnlich 225 Liter fasst. Dies entspricht dem klassischen Schiffsmaß aus dem Bordelais. Früher verwendeten Kaufleute Barriques für den Transport ihrer Weine, heute dienen Barriques dem Ausbau.
3. Grünlese
Die Grünlese ist ein wichtiger Arbeitsschritt im Weinberg. Noch vor der eigentlichen Lese und während der Vegetationsperiode entfernen Winzer Trauben, um den Ertrag eines Rebstocks zu begrenzen. Meist geschieht dies, kurz bevor die Früchte zu reifen beginnen. Die verbleibenden Beeren gelingen dann extrakt-, farb- und geschmacksintensiver.
4. Maische
Bei der Maische handelt es sich um das Ergebnis des ersten Pressvorgangs im Keller inklusive Kernen, Schale, Most und teilweise auch Stielgerüsten. Bei Rotweinen ist ein längerer Kontakt zur Maische oft gewünscht, um den Übergang der erwünschten Stoffe in den Most und somit auch in den späteren Wein zu fördern.
5. Malolaktische Gärung
Die malolaktische Gärung findet nach der alkoholischen Gärung statt. Dieser Wein-Fachbegriff setzt sich aus den lateinischen Ursprüngen der Wörter Apfel und Milch ab. Während der malolaktischen Gärung bauen spezielle Bakterien die Apfelsäure in einem Wein ab und wanden sie in Milchsäure um. Dies führt zu einem milderen und weicheren Wein. Der Vorgang selbst dauert bis zu vierzig Tage.
6. Mostgewicht
Als Mostgewicht bezeichnen Winzer die Dichte des Mostes ihrer Trauben. Diese wird mit Hilfe verschiedener Gerätschaften und Methoden ermittelt. Ein hohes Mostgewicht spricht für einen hohen Extraktgehalt und für einen späteren höheren Alkoholgehalt des Weines. In Deutschland geben Winzer das Mostgewicht in Grad Oechsle an.
7. Feinhefe
Die Feinhefe ist der Anteil Hefeteilchen, die nach dem Umfüllen eines Weines aus dem Gärbehälter in den Ausbaubehälter im Wein verbleiben. Sie sind äußerst fein und sinken sehr langsam herab. Viele Winzer lagern ihre Weine gerne länger auf der Feinhefe, da dies für Schmelz, Harmonie und ein fülliges Mundgefühl sorgt.
8. Oechsle
Bei Oechsle handelt es sich um den Nachnamen von Ferdinand Oechsle, der die deutsche Maßeinheit für das Mostgewicht, Grad Oechsle, erfand. Winzer messen das Mostgewicht unter anderem mit Refraktometern oder Saccharimetern und geben es in °Oechsle an. Um herauszufinden, was von ihrem Lesegut zu erwarten ist, messen Winzer das Mostgewicht und gleichen es mit speziellen Tabellen und den Vorgaben ihres Anbaugebietes ab.
9. Entrappen
Das Entrappen ist der Arbeitsschritt zwischen der Lese und dem Pressen der Beeren. Hier entfernen Winzer die Stiele und Blätter der Trauben, sodass nur noch die Beeren übrigbleiben. Teilweise geschieht dies von Hand, viele Weingüter verfügen heute jedoch auch über spezielle Maschinen. Einer der Hauptgründe für das Entrappen ist, dass hierdurch ein zu starker Übergang von Gerbstoffen in den Wein vermieden wird.
10. Dosage
Die Dosage ist bei der Bereitung von Schaumweinen relevant. Hier setzen Winzer ihren Weinen vor der zweiten Gärung auf der Flasche einen Mix hinzu, welcher beispielsweise aus Zucker, Hefe, Most und Wein bestehen kann. Diese Mischung leitet die Gärung auf der Flasche ein. Nicht zu verwechseln ist diese Dosage mit der Versanddosage nach der Flaschengärung, im Rahmen derer Winzer den Restzuckergehalt ihres Weines optimieren.
3 weitere Weinvokabeln für Kenner
Die bereits gezeigten Wein-Fachbegriffe ermöglichen bereits ein sehr umfangreiches Verständnis vieler wichtiger Vorgänge. Die folgenden drei Wörter reichern das persönliche Weinvokabular ambitionierter Genießer um Wissen an, welches sich vor allem bei Tisch und bei der Wahl eines Weines bewährt.
1. Blanc de Noirs
Als Blanc de Noirs bezeichnet die Weinsprache einen weißen Wein aus Rotweintrauben. Besonders häufig zu sehen ist dies in Frankreich, wo Winzer aus dunkelschaligen Beeren des Pinot Noir weißen Crémant oder Champagner kreieren. Aber auch weiße Stillweine aus dunklen Sorten finden Genießer heute am Markt.
Wichtig bei der Erzeugung eines solchen Weines ist, dass Winzer die Beerenhäute möglichst schnell vom Most trennen, um einen Übergang der Farbe zu verhindern. Da der Saft vieler roter Rebsorten naturgemäß nicht gefärbt ist, bleibt dann ein heller Most zurück.
2. Cuvée
Ursprünglich stammt der Begriff Cuvée aus dem Französischen. Winzer in Frankreich nennen jeden Wein Cuvée, da der Name sich vom Wort „Cuve“ ableitet, was „Gärbehälter“ bedeutet.
Zusätzlich bedeutet Cuvée auch Verschnitt. In Deutschland und anderen Ländern verwenden Winzer dieses Wort, um Genießern zu signalisieren, dass ihr Wein aus mehreren Rebsorten oder Trauben mehrerer Lagen besteht.
Außerdem heißt auch der Most der ersten Pressung in Frankreichs Champagnerhäusern Cuvée. Hier ist es folglich wichtig, auch die Mehrdeutigkeit des Wortes in das eigene Weinvokabular zu übernehmen.
3. Neue und alte Welt
Die Welt des Weines umfasst sowohl „alte“ als auch „neue“ Länder. Kenner unterteilen diese, um eine bessere Orientierung zu ermöglichen. Zur alten Welt gehören alle Länder, in denen der Weinbau bereits seit Jahrtausenden zuhause ist. Dies betrifft unter anderem Frankreich, Italien, Deutschland und Spanien.
In der neuen Welt genießt der Weinbau eine meist kürzere Tradition, was jedoch nicht bedeutet, dass die Winzer vor Ort unerfahren sind. Es handelt sich im Regelfall um jene Länder, welche im Laufe der Geschichte erst per Schiff entdeckt wurden. Auch hier blicken Weinregionen und Güter nicht selten auf viele Jahrzehnte und Generationen im Weinbau zurück. Zur neuen Welt zählen unter anderem die USA, Chile, Neuseeland und Südafrika.
Mit all diesen Weinvokabeln rüsten sich Kenner und Einsteiger für die nächste gesellige Runde bei einem Glas Lieblingswein und fühlen sich auch bei der Wahl eines neuen Tropfens sicherer. Abgesehen hiervon hält das weltweite Weinjargon noch zahllose weitere Begriffe bereit. Grund genug, auch hier die Philosophie des lebenslangen Lernens zu ehren.
Wein entdeckte sie während ihrer Ausbildung zur Restaurantfachfrau für sich. Danach bildete sie sich weiter und arbeitete auf Weingütern in Europa und Übersee. Im stationären Handel kaufte und verkaufte sie viele Jahre Wein, sie moderierte Seminare und beriet Kunden. Die Sommelière liebt Weine, die anregen, gegen den braven Geschmack bürsten und für Gesprächsstoff sorgen.