Arbeiter schneidet blaue Trauben von Rebe - Silkes Weinkeller

Winzerview mit Tsveta Kostova von Rumelia und Nikola Zikatanov von Villa Melnik

Tsveta Kostova ist die Tochter von Rumen Kostov, dem Gründer von dem Weingut Rumelia in Bulgarien. Das Weingut ist noch relativ jung. Im Gespräch mit ihr zeigt sich jedoch ihre tiefgehende Leidenschaft für den Weinbau. Der zweite bulgarische Winzer im Interview ist Nikola Zikatanov von Villa Melnik. Schon seine Urgroßeltern bauten Reben zu Wein aus. Nikola und seine Frau gründeten gemeinsam das Weingut – für sich und ihre Kinder. Beide Winzer waren so lieb, den Fragen im Winzerview Rede und Antwort zu stehen.

Erzählt ein bisschen über euch!

Tsveta Kostova: Mein Vater Rumen Kostov gründete 2006 unser Weingut Rumelia. Seine Idee war, eine begrenzte Anzahl hochwertiger Weine für Kenner, Restaurants und Fachgeschäfte herzustellen. Wir besitzen eigene Weinberge, die sich in den Dörfern Blatnitza und Smiletz befinden. Hier war der Weinbau bereits in der Antike bekannt. Georgi Karailev unterstützt uns als Agronom und Dimitar Dokuzanov als Winzer.

Nikola Zikatanov: Meine Frau Lyubka und ich gründeten Villa Melnik. Jede Rebe haben wir selbst gepflanzt. Das taten wir nicht nur für uns, sondern auch für unsere Tochter Militza und unseren Sohn Alex. Meine Vision ist, mit meiner Familie zusammenzuarbeiten, um gemeinsam zu wachsen. Geboren bin ich in einem nahe gelegenen Dorf. Ein Familien-Dokument belegt, dass meine Urgroßeltern schon vor 200 Jahren Weinberge besaßen und Wein produzierten.

Vier Leute stehen vor Weinberg und Haus - Silkes Weinkeller
Familie Zikatanov von Villa Melnik

Beschreibt das Terroir in und um eure Weinberge!

Tsveta Kostova: Unsere knapp 57 Hektar große Rebfläche verteilt sich auf einem hügeligen Gelände mit Süd- und Südwestausrichtung. Das gewährleistet eine maximale Sonneneinstrahlung. Häufiger Wind verhindert, dass die Reben krank werden. Die Böden in den Weinbergen sind überwiegend aus Lehm. Der Ton-Gehalt und das Aktivcarbonat wirken sich positiv auf das aromatische Profil der Trauben aus.

Nikola Zikatanov: Villa Melnik befindet sich im Südwesten Bulgariens in der Region Melnik im Struma River Valley. Die Region grenzt im Süden an Griechenland und im Westen an die Republik Nordmakedonien. Hier herrscht ein mediterranes Klima mit langen, heißen, trockenen Sommern und milden Wintern. Über 300 Tage pro Jahr scheint hier die Sonne. Die Reben sind auf allen Seiten von Bergen umgeben, die abends für eine kühle Brise sorgen. Die Reben wachsen in circa 300 Metern über dem Meeresspiegel auf sandigen Böden mit Kalkstein und Lehmschichten darunter. In der Nähe befindet sich der erloschene Vulkan Kozhuh. Daher gibt es auch vulkanische und mineralische Ablagerungen.

Wie arbeitet ihr in euren Weinbergen?

Tsveta Kostova: Wir verwenden keine Pestizide im Weinberg. Unser Fokus liegt aber noch mehr darauf, Reben von bester und gesunder Qualität zu kultivieren, um Jahr für Jahr guten Wein anbieten zu können.

Nikola Zikatanov: Wir sind so nah wie möglich an der biologischen Bewirtschaftung – ohne die formalen Bio-Zertifikate zu besitzen. Wir kultivieren unsere Melnik-Reben auch in Buschform. Die Ergebnisse sind spektakulär. Ja, der Ertrag ist dadurch geringer, aber der Geschmack wahnsinnig gut.

Blaue Trauben an Rebe - Silkes Weinkeller
Mavrud Trauben von Rumelia

Wie bringt ihr eure Trauben in die Flasche?

Tsveta Kostova: Zuerst ernten wir von Hand. Anschließend werden die Trauben bei circa zehn Grad Celsius für 120 Stunden mazeriert. Die Reifung erfolgt in französischen und amerikanischen Eichenfässern für zwölf bis 18 Monate. Dann füllen wir ihn in die Flasche und lassen ihn noch ein wenig darin ruhen.

Nikola Zikatanov: Wir ernten auch von Hand. Die Fermentation erfolgt in Edelstahltanks mit Kulturhefe bei etwa 25 Grad Celsius. Dann reifen die Weine 18 Monate in neuen 225-Liter-Fässern aus bulgarischer Eiche. Da wir keine tierischen Schönungsmittel verwenden, ist der Wein vegan.

Welche Rebsorten sind in euren Weinen?

Tsveta Kostova: 100 % Mavrud! Das ist eine alte lokale Rebsorte. Sie bietet sehr gute Eigenschaften, wie du in unserem „Merul Reserve Mavrud“ schmecken kannst (schmunzelt).

Tsveta‘ Mavrud


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Nikola Zikatanov: Wir verwenden ebenfalls eine einheimische Rebsorte. Ihr Name ist Melnik 55. Die Rebsorte ist eine natürliche Kreuzung zwischen der alten lokalen Rebsorte „Shiroka Melnishka Loza“ und der französischen Rebsorte „Valdigue“. Die Kreuzung entstand in den sechziger Jahren in Sandanski. Aus ihr vinifizieren wir unseren „Aplauz Melnik 55 Reserve“.

Nikola’s Melnik 55


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Eure Weine prägen zwei verschiedene Jahrgänge. Was waren die klimatischen Besonderheiten?

Tsveta Kostova: Der Jahrgang 2016 war ein sehr gutes Jahr für uns. Der trockene und warme Herbst ermöglichte dem Mavrud, eine gute Phenolreife sowie ein perfektes Verhältnis zwischen Zucker und Säure zu erreichen.

Nikola Zikatanov: 2017 war ein klasse Jahr. Der Sommer und der Herbst waren trocken mit hohen Temperaturen. Dadurch reiften die Trauben sehr gut aus.

Warum sind eure Weine etwas Besonderes?

Tsveta Kostova: Schon allein, dass der Mavrud eine uralte bulgarische Rebsorte ist, macht unseren Wein zu etwas Besonderem.

Nikola Zikatanov: Unser Wein stammt aus einer weniger bekannten Weinregion, aus einer unbekannten Rebsorte und fußt auf 100 % lokale Tradition.

Wie beschreibt ihr den Weinstil? Lassen sich die Weine lagern?

Tsveta Kostova: Unser Rotwein riecht nach Lakritz, Schokolade, Vanille, Mokka und Karamell, reifer Maulbeere, Apfelbeere, Brombeere. Er besitzt einen wunderschönen Körper mit samtweichen Tannin. Das Finale ist lang. Bei sachgemäßer Lagerung ist der Wein weitere 15 bis 20 Jahre ein Genuss. Allerdings empfehle ich, ihn zwischen 2020 und 2025 zu trinken.

Nikola Zikatanov: Unser Wein kann gut und gerne einige Jahre lagern. Seinen Höhepunkt erreicht er aber zwischen 2020 und 2024. Zuerst nimmt die Nase Schokolade war und leicht erdige Töne. Beim zweiten Riechen kommen reife Kirsche, Pflaume, Sauerkirschmarmelade, schwarze Olive, Butter-Toast und Mokka hinzu. Mein Tipp: Vor dem Trinken karaffieren!

Welches Speisen, gerne etwas Regionales, empfehlt ihr zu euren Weinen?

Tsveta Kostova: Er harmoniert toll zu einer gemischten Grillfleisch-Platte. Als regionale Speise empfehle ich „Chomlek“. Das ist ein Eintopf mit Rindfleisch und Gemüse in dunkler Sauce.

Nikola Zikatanov: Ehrlich gesagt, er passt zu allen Fleischvariationen, die man sich nur vorstellen kann (lacht). Und zu gereiftem Käse.

Wie spiegeln die Weine eure Philosophie wider?

Tsveta Kostova: Wir verpflichten uns dem Wein. Nicht umgekehrt. Wir sind ehrlich und unser Wein ist das auch: authentisch und unverfälscht. Das Danken uns die Reben und bringen jedes Jahr sehr gute Trauben hervor.

Frau und Mann vor Holzfässern - Silkes Weinkeller
Tsveta Kostova mit ihrem Vater vom Weingut Rumelia

Nikola Zikatanov: Unsere Philosophie ist es, die einheimischen Trauben zu bewahren, die traditionellen Methoden der Weinherstellung und des Weinbaus zu bewahren und Weine mit größtem Respekt gegenüber Natur und Mensch zu produzieren. Unsere Weine spiegeln dies wider.

Welchen Wein trinkt ihr neben euren Eigenen?

Tsveta Kostova: Ich probiere ständig Weine, sowohl bulgarische als auch ausländische. Zuletzt habe ich einen Bio-Wein aus dem Bordeaux probiert. Ich mochte ihn sehr und kombinierte ihn mit gegrilltem Camembert, Walnüssen, Thymian und Blaubeermarmelade. Sehr fein.

Nikola Zikatanov: Ehrlich gesagt, möchten meine Familie und ich, unsere bulgarischen Winzer-Kollegen unterstützen, vor allem die kleinen Weingüter. Daher trinken wir nur Weine aus Bulgarien.

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