Mit Les Vignobles Foncalieu kennt die Weinwelt eine bemerkenswerte Gemeinschaft ambitionierter Winzer. 1967 in Arzens gegründet, umfasst das Unternehmen heute die Celliers du Nouveau Monde in Puichéric, die Vignerons de la Cité de Carcassonne, die Vignerons du Pays d’Ensérune in der Nähe von Béziers und seit Kurzem auch das Weingut La Redorte & Castelnau d’Aude. 5172 Hektar Rebfläche, 801 Winzer und 110 Mitarbeiter am Firmensitz bezeugen die Dimensionen des Erfolgs. Im Winzerview erzählt Nathalie Estribeau, wie es hinter den Kulissen aussieht.
Inhaltsverzeichnis
Hallo Nathalie! Möchten Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen?
Liebend gern. Hallo, mein Name ist Nathalie Estribeau. Ich leite den Wein-Bereich bei Les Vignobles Foncalieu. Geboren wurde ich in Bordeaux, mein Großvater besaß Weinberge in Entre-Deux-Mers. Meine Kindheit war nicht gänzlich geprägt vom Weinbau, da meine Eltern diesen Weg nicht einschlugen. Dennoch studierte ich Önologie und reiste seitdem in spannende Regionen überall auf der Welt. Südafrika, Chile, Australien und Argentinien waren Länder, die meine Liebe zum Wein geprägt haben. Nun bin ich wieder in Frankreich angekommen und stolz auf meine Rolle in der Gemeinschaft.
Welcher Philosophie folgen Sie und gibt es etwas, das Ihre Arbeit besonders prägt?
Ich mag es, Dinge zu erforschen und meiner Neugier zu folgen. Mein wichtigstes Ziel ist dabei jedoch immer, sehr angenehme Weine zu kreieren, die den Menschen auch wirklich gefallen. Was meine Prägung betrifft, so ist es wohl die Leidenschaft jener Winzer, die ich bisher kennenlernen durfte, die mich nachhaltig bereichert hat.
Sicherlich tauchen hierbei auch Herausforderungen auf. Welche sind das für Sie?
(lacht) Die Verkostung unfertiger Rotweine um 8 Uhr morgens ist definitiv eine Herausforderung! Obwohl wir in einer unglaublichen Branche arbeiten und viele denken, dass wir den ganzen Tag lang nur Weine verkosten oder trinken, ist es wirklich nicht immer das, wonach man sucht.
Abgesehen davon gehören der Klimawandel und das immer wärmere, trockenere Klima in Südfrankreich zu den größten Herausforderungen unserer Zeit.
Es heißt, Ihr Interesse am Wein sei erst spät erwacht. Stimmt das?
Teilweise. Als Kind habe ich meine Kindheit auf dem Hof meines Großvaters in Bordeaux verbracht; bin Traktor gefahren, habe Schwefel in alten Fässern verbrannt und den frischen Traubensaft am Boden der Korbpresse gekostet – das war lustig, magisch und mystisch. Dennoch war ich in meiner Jugend noch nicht gänzlich überzeugt von der Weinwelt und konnte mir nicht vorstellen, hier Karriere zu machen.
Trotzdem entschied ich mich später für ein Studium der Önologie in Bordeaux und erkannte es als konsequente Verlängerung meiner Reise. Seitdem hatte ich das große Glück, mit verschiedenen Winzern zusammenzuarbeiten, die ihre Leidenschaft und Erfahrung mit mir geteilt haben. Das bestätigte die Richtigkeit meiner Entscheidung.
Welche berufliche Perspektive hätten Sie gewählt, wären Sie nicht Winzerin geworden?
Ich wurde gerade von Drinks Business in die Liste der 100 besten Winzer der Welt aufgenommen, also bin ich wohl am richtigen Platz! Etwas anderes kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen.
Wie beschreiben Sie Ihre Region, wenn es um das Terroir geht?
Unsere Weinberge erstrecken sich über drei AOPs und vier IGPs, was den Winzern die Möglichkeit gibt, eine große Rebsortenpalette zu nutzen. Von den Terrassen der Aude mit den berühmten nach Süden ausgerichteten Hängen des Minervois über die steinigen Kalkböden von Corbières-Boutenac, die charakteristischen roten Böden von Cazedarnes und Saint-Chinian bis hin zu den tiefgründigen Böden am Mittelmeer reichen unsere Weinbergslagen. Dieses Mosaik bringt sowohl Genussweine als auch herausragende Tropfen hervor.
Haben Sie bei Vignobles Foncalieu seltene oder regionaltypische Rebsorten im Portfolio?
Wir haben verschiedene ursprüngliche Rebsorten: Piquepoul rosé und Albariño zum Beispiel. Wir waren auch die ersten Winzer, die die Rebsorte Albariño im Languedoc angepflanzt haben.
Innovation steht im Mittelpunkt des Nachhaltigkeitskonzepts unserer Genossenschaftsgruppe, weshalb wir uns auch resistenten Rebsorten widmen. Diese Sorten sind in der Lage, die wichtigsten Rebkrankheiten abzuwehren und sind gleichzeitig eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Im Jahr 2019 haben wir eine biologische, schwefelfreie Produktreihe geschaffen, die mit einem Rotwein aus der Sorte Artaban beginnt. Darauf sind wir sehr stolz.
Was ist Ihnen bei der Bewirtschaftung des Weinbergs wirklich wichtig?
Wir haben uns seit Langem der Nachhaltigkeit verschrieben. Alles begann im Jahr 2001, als unsere Gruppe ersten kollektiven Landnutzungsvertrag in Frankreich unterzeichnete. Sechs Jahre später wurde ein weiterer Meilenstein mit der Schaffung von Weinbergen für die Erprobung von Rebsorten gesetzt, die vorgesehen sind, die auf die Bedürfnisse der Weinberge von morgen ausgerichtet sind.
Parallel dazu leisteten wir Pionierarbeit bei der Bekämpfung des Traubenwicklers mit Hilfe der Paarungsstörung. Diese alternative Bekämpfungsmethode, bei der synthetische Pheromone eingesetzt werden, um die Motten an der Paarung zu hindern, hat bereits in der Hälfte der Weinberge das Spritzen überflüssig gemacht – Tendenz steigend!