Vor zwanzig Jahren sprach noch kein Weintrinker über Weine von der spanischen Baleareninsel Mallorca. Sozusagen existierte die Insel in der Weinbranche nicht. Mit dem Zuzug von Investoren aus aller Welt änderte sich das in den Neunzigern. Nun schwenkten die Weintrinker ihren Blick auf die neuen Tropfen aus internationalen und heimischen Rebsorten. Auch der Schweizer Gregory Hirschmann erkannte das Potenzial der Region. 2008 gründet er, zwanzig Autominuten entfernt vom Palma, die Bodega Son Mayol. Bereits zwei Jahre zuvor pflanzte er die Reben Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. Nicht mehr und nicht weniger. Denn von Anfang an war dem Schweizer klar, Weine im Bordeauxstil zu kreieren. Rotwein mit einem Qualitätsniveau, welcher sich problemlos international neben der Konkurrenz positionieren lässt. Parallel zu seinem ambitionierten Weinprojekt kaufte er ein paar duzend Aberdeen Angus, um erstklassiges Biofleisch anzubieten. Delikater Rotwein und ein Stück gutes Steak: ein gelebter Traum von Gregory Hirschmann.
Das Team von Bodega Son Mayol lud zur Eröffnung im Oktober 2016 zweihundert Gäste aus den wichtigsten Wirtschafts-, Sozial- und politischen Gemeinschaften Mallorcas. Der Anwalt Juan Nadal von der Bodega Son Mayol moderierte das Event. Anwesend war auch die Künstlerin, die das Etikett für den 2014er Jahrgang designte. Sie stellte ihre Kunst für ein Jahr in den atemberaubenden Räumen der Bodega Son Mayol aus. Wenn der neue Jahrgang auf den Markt kommt, kriegt ein neuer Designer die Chance, sich auf der Flasche zu verewigen und seine Werke auszustellen. 2015 freute sich Ramón Canet über das Privileg, 2016 Rafa Forteza und 2017 Joan Costa. Dennoch erinnert das Etikett jedes Jahr einen Hauch an das klassische Design ihrer Vorbilder aus dem Bordeaux.
Wer ebenfalls nicht fehlte, waren die drei Verantwortlichen der Bodega Son Mayol: Marie Barbé, Patrick und Bertrand León. Die Französin Marie Barbé leitet als Önologin und technische Direktorin alle Abläufe im Weingut, vom Pflanzen der Reben bis zum Füllen der Flaschen. Sie ist gebürtige Bordelaiserin und arbeitete zuvor fünf Jahre mit Patrick León zusammen bei Mouton Rothschild. Zudem sammelte sie Erfahrungen in Chile, Indien und arbeitete acht Jahre in Russland.
Der Franzose Patrick León stammt ebenfalls aus dem Bordeaux. Er fungiert bei Son Mayol als Berater und Gutachter. Er arbeitete zwei Dekaden für Mouton Rothschild. Das Château gilt als Vorbild der Bodega Son Mayol. Daneben kümmerte er sich um sein eigenes Château Les Trois Croix und berät Weingüter auf der ganzen Welt. Darunter Opus One in Kalifornien.
Eine weitere wichtige Rolle des Weinguts nimmt Patrick Leóns Sohn Bertrand ein. Auch er durchlief als ausgebildeter Önologe und Weingutsmanager viele Stationen. Heute leitet er neben der Bodega Son Mayol das Chateau d’Esclans in der Provence und arbeitet im Familienbetrieb Chateau Les Troix Crois. Drei Franzosen: Eine gute Wahl von Gregory Hirschmann, um den Bordelaiser Weinstil zu verwirklichen.
Die Weine der Bodega Son Mayol porträtieren den klassischen Bordeauxstil. Das erklärt den internationalen Erfolg. Denn die Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot zur Cuvée zu verschneiden, garantiert exzellente Weine. Zwei Weine stehen bei der Bodega Son Mayol zum Verkauf: Grand Vin für 79,90 Euro und Premier Vin für 49,90 Euro.
Die raren Tropfen gibt es auch als Magnum und als Doppelmagnum. Beide Weine haben 14,5 Prozent Alkoholgehalt und reifen in Barriques. Zu je gleichen Teilen besteht der Premier Vin aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Der Grand Vin zu sechzig Prozent aus Cabernet Sauvignon, knapp unter vierzig Prozent Merlot und einem kleinen Teil Petit Verdot. Erst kurz vor dem Füllen in die Flaschen vereinen die Winzer die Weine zur Cuvée. Das gibt ihnen die Chance, die Cuvée durch die richtigen Anteile zu perfektionieren.
Die Rinder weiden und die Reben wachsen zwischen über hundert Jahre alten Olivenbäumen auf chemiefreien Terrain. Den Machern von Bodega Son Mayol liegt es am Herzen, mit der Natur zu arbeiten, statt gegen sie. Dafür bedienen sie sich auch biodynamischen Prinzipien wie dem Aussäen von Gräsern. Die Lagen umschließen das Weingut und könnten kaum unterschiedlicher auf solch kleinem Land sein. Selbst das, für Mallorca untypisch kühle, Mikroklima ändert sich in den 25 Hektar großen Rebflächen. Die Weinberge, die nach Nord, Ost, Süd und West ragen, unterteilen die Winzer auf 35 einzelne Parzellen. Hier liest das Team von Bodega Son Mayol die Trauben, sortiert sie getrennt voneinander in kleine Kisten und bringt sie schonend in den grandiosen Keller.
In den Tiefen der Bodega Son Mayol separiert ein automatischer Sortiertisch (Chambre froide) die Trauben von den Blättern und den Stielen. Für unversehrte Trauben entrappt ein Gerät von neuester Technologie die Trauben mittels Schwerkraft und Schwingung. Ein zweiter automatischer Sortiertisch, erkennt mithilfe von Infrarotstrahlungen dunkelrote Beeren und Beerengröße. Dann spielt den Trauben wieder Schwerkraft zu. So fallen sie unbeschadet in die Tanks. Zur Gärung verwenden die Winzer Taransaud-Gärständern und Barriques. Dadurch öffnen sich die Rotweine und bilden sanftes Tannin. Zudem verzichtet das Weingut auf Mittel, die den Wein klären und schönen. Somit sind alle Weine von Son Mayol vegan. Nun erfolgt durch Schwerkraft der Abstich in die Fässer. Dort reifen der Premier Vin für zwölf Monate und der Grand Vin für vierzehn Monate in neuer französischer Eiche. Kurzum: Die beiden Rotweine Le Grand Vin und Le Premier Vin kreieren die Önologen wie die Großen von Mouton Rothschild.
Solch luxuriöse Weine verdienen ein majestätisches Dach über dem Fass. So sah das auch das Team der Bodega Son Mayol. Sie schufen ein sechs Millionen Euro Anwesen, welches der Europäische Garantiefond für Landwirtschaft mit zwanzig Prozent bezuschusste. Der valencianische Architekt Javier Campos entwarf die Bodega Son Mayol. Etwas Inspiration holte er sich vom Weingut Almaviva (ein Wagnis zwischen Rothschild und Concha y Toro). Er stattete den ästhetischen Bau mit einem gewellten Dach aus, das an den Tramuntana-Bergzug erinnert. Zudem bestückte er das Dach mit Solarmodulen, um Ressourcen zu schonen.
Die dreihundert Quadratmeter große Lobby ziert ein dicker Glasboden. Das ermöglicht einen Blick ins erste Untergeschoss auf zwölf Fässern aus französischer Eiche, welche je 3.600 Liter fassen. Den zweistöckigen Keller durchzieht eine zehn Meter hohe Steinwand. Errichtet im Stil der Trockensteinmauern. Eine 1.200 Quadratmeter große Terrasse lädt zum Verweilen ein. Auf der genießen die Winzer und Gregory Hirschmann ihren mallorquinischen Feierabend auf Bordelaiser Art. Glückselig in ihrer neuen Heimat. Einer Insel, die sich dank solcher Menschen in ihrer Hochblüte befindet.